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Western Australia

So 29.08.21 Eucla (Km 1.824)

Insgesamt sind es jetzt 37.489 km

(wenn ich mich nicht verzählt habe, das sind 35.665 km mehr).

So siehts hier schon seit 20 km aus, die Straße ist noch besser als in SA. Dieser Bundesstaat hat sich in der letzten Woche (Coronamäßig)  auf eine sehr niedrige Warnstufe gemausert, so konnte ich die Grenze wie erhofft passieren, musste aber ein Permit (eine Erlaubnis) einholen, das geht online. Ein Grenzpolizist, Constable Marcus, war sehr hilfsbereit und machte es für mich, auch eine Tracking App ist Voraussetzung für die Einreise. Die innerstaatlichen Grenzen sind hier abgesichert, fast wie der eiserne Vorhang zwischen der alten BRD und der DDR. Überhaupt betrachten die Australier ihre Bundesstaaten fast wie verschiedene Länder. Sie haben auch einen ziehmlich großen Entscheidungsspielraum über ihre Regeln. Z.B. kostet hier in WA das Benzin 30% mehr als in SA, etwa 1,30 €/l umgerechnet.

Der Highway ist sehr einfach zu gehen, auch der Randstreifen, der ist zwar nicht asphaltiert, aber in gutem Zustand, alle 5 Minuten ein Fahrzeug, die Hälfte sind LKW, von den Autos 80% mit Wohnanhänger.

Jeder, der diese Strecke mit seinem Auto gefahren ist, fühlt sich wie ein großer Abenteurer und erzählt jedem der es hören will oder nicht mit stolzgeschwellter Brust von diesem Erlebnis.

Di 31.08. Mundrabilla (Km 1900)

Eine Tankstelle, ein Shop mit Restaurant und Kaffee, dahinter ein Campingplatz, das ist alles. Das Personal besteht aus Mutter und Tochter, beide sehr nett und freundlich, jedenfalls zu mir. Auch sie haben mich schon erwartet und wissen schon lange von mir. Das erste, was sie sagten, als ich dann leibhaftig vor ihnen stand: du bist verrückt.

Seit 500 km habe ich erwartungsgemäß kein Vollkornbrot, kein Obst und kein Gemüse mehr gekriegt, hier gabs ein wenig, aber natürlich teuer, und wenigstens ein Mehrkornbrot. Sie verkaufen auch Trinkwasser in 10 L Kanistern, davon haben sie mir einen geschenkt, auch fürs Duschen musste ich nichts bezahlen. Ja ich genieße meine Privilegien, hab sie mir auch redlich verdient.

Heute traf ich unterwegs ein paar Radler, die umrunden auch gerade Australien, die ersten 2 sind in Melbourne gestartet, der nächste war allein unterwegs und kommt aus Adelaide. Natürlich fahren sie im Gegenuhrzeigersinn, jeder südliche Australier kennt die berüchtigten Westwinde, die 'roaring 40th', wie sie hier genannt werden, weil sie um den 40. Breitengrad Süd um den Erdball fegen, von West nach Ost. Zu Fuß ist es nicht so schlimm, aber an Tagen mit starkem Westwind, brauche ich schon 1 Minute länger pro km. Sie (die Radler) sind also schon fast fertig, haben etwa ½ Jahr gebraucht und wissen schon seit 1000 km von mir. Soweit eilt mir mein Ruf voraus.

Die Nullarbor Plain (Ebene) zieht sich etwa 1100 km von Ost nach West entlang der Küste zwischen dem Head of Bight und Norseman und an der breitesten Stelle 300 km nach Norden und ist das weltgrößte Kalkstein Plateau. Dies war schon immer ein lebensfeindlicher Ort. Aber hier lebten vereinzelt Aborigines. 150 km nördlich vom Head of Bight liegt Maralinga, dort haben die Engländer in den 1950er und 60er Jahren Atomversuche gemacht, obwohl auch dort Ureinwohner lebten.

Western Australia hat wieder eine andere Zeitzone und der Unterschied ist krass. An der Grenze musste ich meine Uhr um 1½ Stunden zurückstellen. Das mag für Perth richtig sein, aber hier geht jetzt die Sonne um 05:45 Uhr auf und um 17:10 wieder unter. Die Tage werden jetzt im Schnitt 2 Minuten länger, jeden Tag. Aber weil ich nach Westen gehe, ändert sich an der Aufgangszeit im Prinzip nichts, dafür verschiebt sich die Untergangszeit täglich um 2 Minuten.

Fr 03.09. Madura (Km 2.006)

Nach Eucla bin ich in eine um 50 m tiefer gelegene Ebene abgestiegen. Seitdem zieht sich der Abhang parallel zum Highway im Abstand von ein paar hundert Metern bis ein paar Kilometer hin, hier in Madura gings wieder hinauf, hier sind es 70 m und das nennen sie einen Pass.

Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass in dem Schotter am Straßenrand jede Menge Muscheln, Schneckenhäuser oder ähnliche Gehäuse ehemaliger Meerestiere rumliegen. 

Der Straßenbau war relativ einfach. Alle paar hundert Meter ist ein Loch neben der Straße, dort haben sie passendes Baumaterial gefunden, gesättigt mit diesen Kalkschalen. Daraus kann ich nur schlussfolgern, hier war mal Land-unter und der 300 km lange Abhang war die Steilküste, ich vermute Klippen, so wie die jetzige Küste auch. Und die Chancen stehen gut, dass das bald wieder so wird (for the times, they are a changing).

Di 07.09. Cocklebiddy (Km 2098)

Auf der nächsthöheren Stufe ging es genauso weiter wie unten: flach, wenig Bäume, ansonsten nur Gebüsch. Und immer viel Wind, 90% von Westen.

Hier war ich schon am Vormittag, hab geduscht, Wäsche gewaschen und die wichtigsten Lebensmittel eingekauft.


Diese Tage hatte ich wieder ein paar Reparaturen, musste die Hinterreifen wechseln, ich schlepp ja seit Port Lincoln neue mit mir und die alten waren jetzt wirklich am Ende. Von der grünen oder gelben Paste bin ich nicht mehr so überzeugt, sie hat auch Nachteile. Sie verklebt trotz gegenteiliger Versprechen das Ventil, was das wiederaufpumpen erschwert, und kann größere Löcher nicht verschließen. Es ist schwierig, darüber dann einen konventionellen Flicken zu kleben, die Oberfläche um das Loch herum ist mit der Paste kontaminiert, und die lässt sich nur mühsam abschleifen. Ich hab auch einen anderen Pannenschutz ausprobiert, einen 40 mm breiten und 4 mm dicken selbstklebenden Filzstreifen, der ist dick genug, dass die meisten Dornen nicht durchstechen. Am schlimmsten sind zerriebene Reifen, da bleiben Unmengen kleinster Drahtstücke übrig, und wenn doch mal einer so lang ist, dass er ein Loch macht, dann finde ich ihn nicht. Ich tendiere dazu, wieder nach der alten Methode, gar kein Schutz, weiterzumachen. Aber die Fahrradshops haben noch andere Lösungen im Angebot, z.B. irgendwelche Einlegestreifen. Ich werde bei Gelegenheit, das kann noch eine Weile dauern, weitere Experimente machen.


Vorgestern traf ich zwei junge Damen auf dem Highway, die kommen aus Regensburg und sind auch schon 1½ Jahre hier. Ich vermute Coronaflüchtlinge wie ich, aber sie hatten ein geliehenes Wohnmobil.


Jetzt ist schon nachmittag, meine Wäsche ist trocken, ich gehe noch weiter.

Fr 10.09. Caiguna (Km 2.163)

Auch hier kam ich schon gestern Vormittag an, wollte nur ein paar Lebensmittel kaufen und Wasser tanken, beides erst mal Fehlanzeige. Es gibt hier eine Tankstelle, ein Restaurant, einen Caravanplatz, aber keine Lebensmittel zum mitnehmen (jedenfalls nichts was man so nennen kann). Der Barkeeper antwortete mit einem Ton der Entrüstung: wir sind ein Roadhouse und kein Lebensmittel Geschäft. Und Wasser haben sie selber zu wenig. Aber dann hat er sich doch erbarmt und mir einen Tip gegeben, ich kann im Supermarkt in Norseman eine telefonische Bestellung aufgeben, per Kreditkarte bezahlen, die liefern dann morgen früh.

Das nächste Problem: meine Kreditkarte ist letzten Monat abgelaufen. Es gibt zwar schon eine neue, aber die Bank will oder darf sie nicht ins außereuropäische Ausland versenden. Dafür habe ich meinem Bruder Wietold eine Vollmacht gegeben, die Karte liegt also jetzt bei ihm. Wir haben vereinbart, dass er sie mir nach Perth schickt, aber das sind immer noch 1500 km, das hat also noch Zeit, und bis dahin brauche ich sie eh nicht, dachte ich. Werch ein Illtum.

Ein verständnisvoller Kollege des Barkeepers bot mir an, mit seiner Kreditkarte zu bezahlen, und ich gebe ihm das Geld casch. So haben wir es dann gemacht. 

Heute früh war das Paket da, fehlte nur noch das Wasser. Ich fragte, ob sie nicht eine Ausnahme für mich machen können, es geht ja nicht jeder zu Fuß durch die Nullarbor. Ok, 10 Liter kann ich haben, ich brauche aber 20. Ich wollte mich gerade auf eine Betteltour durch den Caravanpark begeben, da sprach mich ein Truck-Driver an, der mich auch schon seit Wochen auf dieser Straße beobachtet. Ich erzählte ihm von meinem Wassermangel, da sagte er: warte eine Minute, und ging ins Roadhouse. Als er herauskam war alles geregelt, ich kann soviel Wasser haben wie ich will. Sie gaben mir 20 Liter. Ist das nicht schön?

Freitag mittag, ich gehe weiter. Zwischen hier und Norseman  ist, soviel ich weiß, nichts außer Balladonia. Und dies ist nun die längste gerade Straße von Australien vor mir, 90 Meilen, 146 km.


Freitag Abend, wieder Erwarten gibt es hier, 20 km später, immer noch Internet. Das muss ich nutzen, die nächsten 4 Tage hört und lest ihr dann vermutlich nichts mehr von mir.

Bisher war die Straße kerzengerade, und das ist kein Problem für mich.

Ich habe euch noch gar nicht von dem fantastischen australischen Sternenhimmel vorgeschwärmt. Mond und Venus stehen gerade direkt nebeneinander am Abendhimmel, das müsst ihr euch anschauen. Ist nur heute so. Sieht etwa so aus wie in Europa von einem Berg aus betrachtet. Wirklich jeden Abend eine Freude, die allerdings tagsüber von den Fliegen wieder zunichte gemacht wird. Die gab es im Winter (seit dem 1. September ist hier Frühling) an warmen Tagen auch, aber nicht so viele. Jetzt wird es wieder unerträglich. Für normale Australier ist das nicht so schlimm, sie gehen ja nirgendwo zu Fuß hin, so blöd bin nur ich.

Mein neuer Anhänger macht mir dafür auch viel Freude, alles funktioniert wunderbar, ich habe immer noch mehr Strom als ich brauche. Erst einmal ist es knapp geworden. Da hatte ich viel Wasser dabei, es war etwas hügeliger und ich so faul und bequem, dass ich den Motor auch in der Ebene die ganze Arbeit hab machen lassen und ich bin an beiden Tagen so um die 40 km gegangen. Da ist er also 90% des Tages gelaufen. Und grad da waren 2 starkbewölkte Tage, danach waren beide Batterien ziehmlich leer. Die nächsten Tage waren wieder sonniger, das füllte die Batterien dann wieder. Mein Fazit: besser als erwartet.

Jetzt, 2 Stunden später, war ich nochmal draußen, kurz bevor der Mond untergeht, und in dieser kurzen Zeit hat er sich doch schon soweit von der Venus entfernt, dass er etwa 45⁰ darüber steht. Bis zum Abend in Europa ist er dann natürlich noch viel weiter weg. Er bewegt sich nach Osten, relativ zum restlichen Sternenhimmel.

Mi 15.09. Balladonia (Km 2.346)

Das ist Klaus Menzel, 73, schon mit 17 von Deutschland nach Australien ausgewandert, leidenschaftlicher Langstrecken Radler, mit E-Bike mit Einrad-Anhänger, lebt in Alice Springs, und ist nach einer Australien Umrundung (natürlich im Gegenuhrzeigersinn) nun wieder auf dem Heimweg. Und das hat er schon ein paar mal gemacht.

Diese Höhlen Eingänge werden hier auch Blowholes genannt und es gibt sehr viele davon in der Nullarbor. Es regnet hier zwar wenig, aber im Laufe von vielen Jahrtausenden doch genug, um den Kalk aus dem Gestein zu waschen. So entstanden weit verzweigte Höhlen Systeme (die sind hier nur sehr flach) mit insgesamt sehr großen Volumen. Je nach Wetter, bei steigendem Luftdruck strömt Luft in die Höhlen, wenn er fällt,  kommt sie wieder raus. Da wurden schon Windgeschwindigkeiten über 70 kmh gemessen. Auch hier bläst ein kalter Wind heraus.

Auch hier ist das Roadhouse Angebot äußerst dürftig. Von Caiguna nach Balladonia und von hier nach Norseman sind die beiden längsten Etappen des Highways, und ausgerechnet diese beiden Roadhäuser haben das schlechteste Angebot das man in ganz  Australien finden kann. Hier bekam ich wenigstens ein Brot, natürlich nur weißes Toastbrot, aber immerhin. Ich hätte mir noch Haferflocken gewünscht, gibts aber nicht. Nicht mal die üblichen gezuckerten Cerealien haben sie. Nur Junkfood, ein richtiger Saftladen. Und kein Wasser, nur in PET-Flaschen, für 5$ pro Flasche (1,5 L), während sie draußen Benzin für die Hälfte abgeben. Sorry, Australien ist das bescheuertste Land auf der Welt. Ich hab 2 davon gekauft, 10 Liter habe ich noch und ich vertraue darauf, dass mir Auto- und Lastwagenfahrer unterwegs genug geben. Bisher wurde mir mehr angeboten, als ich brauchte. Auch andere Lebensmittel bekam ich in Hülle und Fülle, so dass die Nullarbor, obwohl das die wohl teuerste Ecke von Australien ist, für mich die bisher billigste Etappe war. Gestern z.B. blieb ein Autofahrer stehen und packte mir eine Plastiktüte voll mit lauter brauchbaren Dingen, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen. Auf meine Frage, ob er weiß was ich mache, lachte er und sagte nur, ja, ich weiß. 


Mi 22.09. Norseman (Km 2.537/H 280m)

Geschafft!

So sah es schon 60 km nach Balladonia aus, ab da nur noch Wald bzw. Buschland, das sind die Fraser Ranges (Gebirge), 250 bis 400 m hoch (die Straße), reicht bis nach Norseman. 

In der Woche habe ich einen Ruhetag gebraucht, ich fühlte mich einfach schlapp und unmotiviert und hatte außerdem wieder ein paar Reparaturen. Zu essen und trinken hatte ich genug, hab aber schon seit 2 Wochen kein Gas mehr, das bedeutete: kein Kaffee. Und ohne Kaffee ist alles doof. Zumindest wenn man nicht freiwillig darauf verzichtet. In manchen Ländern gabs ja ersatzweise Tee (die Umstellung fiel mir relativ leicht), aber hier gibts gar nichts. In dieser Beziehung ist Australien das ärmste Land bisher.

Norseman ist ein Dorf das sich "Goldgräberstadt seit 1894" nennt und unter 600 Einwohner hat. Jetzt sieht es hier nach Niedergang aus. Viele Häuser stehen leer und verrotten. Es gibt einen kleinen Lebensmittel Supermarkt, ein Cafe, eine Apotheke, 2 Tankstellen und ein paar Hotels. Und natürlich einen Caravan-Campingplatz (ich fand einen anderen Platz for free, geduscht habe ich an einer der Tankstellen). Viele andere Shops wurden längst aufgegeben. Wenn hier also jemand was anderes braucht, wie z.B. ein paar Schuhe oder Fahrrad-Ersatzteile, dann muss er 200 km weit nach Esperance oder nach Kalgoorlie fahren, natürlich mit seinem schweren Pickup-Truck, am liebsten noch mit Wohnanhänger. Kein Wunder dass ihre CO2 Produktion fast doppelt so hoch ist pro Kopf wie in Deutschland. Und sie haben kein Schamgefühl oder Unrechtsbewußtsein, wenn sie unser aller Klima vergiften.

Inzwischen ist Donnerstag, 11:00 Uhr, ich hab alles was ich finden konnte, von dem was ich bräuchte, natürlich kein Campinggas. Davon reicht mir eine Dose mit 460 g etwa einen Monat. Ganz ohne CO2 gehts auch bei mir nicht (in Esperance brauche ich mal wieder ein neues paar Schuhe, Nr. 25 dann). So, jetzt mach ich mich wieder auf den Weg, und ich freue mich darauf, auch ohne Kaffee. Ich nehme an, auf wiederlesen in etwa 6 Tagen.

Norseman war der Name des Pferdes, dessen Besitzer hier das erste Gold fand.

So 26.09. Salmon Gums (Km 2.640/H 260m)

Das heißt Lachsgummi und bezieht sich auf eine Eucalyptus Art, Eucalyptus Salmonophloia, die hier wächst. Auch dieser Ort (liegt gleich hinter den Bäumen) ist mit 200 Einwohnern eine Stadt und es gibt nur eine Tankstelle mit Roadhouse. Aber hier bekam ich wenigstens ein Weißbrot (Toast). Vollkornbrot habe ich schon seit 1.300 km nicht mehr gesehen, ich verstehe es nicht. Und dann sagten sie mir, dass es eine öffentliche Toilette mit warmer Dusche gibt, for free. Hat wunderbar funktioniert.

Das erste was hier entstand, war eine Wasserstelle für den Bau der Esperance-Norseman Railway, die parallel zur Straße verläuft, weil hier etwa die Mitte ist. 

Das war vorgestern, kurz nach Norseman, eine Stunde lang, wirkt ein bisschen gespenstisch, alles verdorrt oder verbrannt, muss aber schon ein paar Jahre her sein.

Nahaufnahme. Es wächst alles wieder nach.

Für die deutsche Bundestagswahl heute empfehle ich, die Grünen zu wählen (ich freue mich schon auf die verbalen Prügel, die ich dafür wieder bekommen werde), es gibt zur Zeit kein größeres und dringenderes Problem als den Klimawandel. Was CDU und SPD bisher dagegen geleistet haben, ist mehr als erbärmlich, ich würde es kriminell nennen. Selbst das Programm der Grünen reicht nicht aus, den Temperatur Anstieg auf 1,5⁰ zu begrenzen. Auch sie wagen es nicht, uns die Wahrheit zu sagen, wie dringend es inzwischen geworden ist. Dabei ist das nicht ihre Schuld, sondern die der Regierungsparteien. Die Schuld derer, die uns davor warnen, die Grünen zu wählen, die einen Shitstorm gegen Annalena Baerbock vom Zaun gebrochen haben, leider ziehmlich erfolgreich. 

Je mehr Zeit wir noch mit den alten Parteien vertrödeln, desto schlimmer wird es, desto höher müssen die Anstrengungen nach ihnen werden, wenn es dann nicht gar zu spät ist, und das wird es nach einer weiteren Amtszeit dieser Koalition wahrscheinlich sein. Ein Zustand, den das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe für verfassungswidrig erklärt hat.


Bisher haben wir noch keinen Planeten mit intelligentem Leben entdeckt, das scheint also nicht allzuoft vorzukommen. Ich wünsche mir, dass wir es (ja, ich will uns als intelligent betrachten) auf diesem Planeten erhalten.

Mi 29.09. Esperance (Km 2743)

Sonnenuntergang am Lake Warden. Hier fand ich, 2 km vor Esperance einen idealen Platz für mich und mein Zelt.

Vor 20 km kam ich an einem kleinen Zoo vorbei, ich gestehe, in Wahrheit bin ich nur wegen dem Kaffee gekommen, der auf den Hinweisschildern offeriert wurde. Ich bezahlte aber trotzdem die 8,- $ Eintritt (für Senioren) und es hat sich gelohnt. Nichts Spektakuläres, nur die heimische australische Tierwelt, die meisten von ihnen kann man jeden Tag draußen sehen und hören, aber nicht so nah. 

Die Eier der Emus, sehr eindrucksvolle Vögel. Ihre Stimme klingt wie ein Trommelschlag mit übertriebenem Nachhall, wie von einer anderen Welt.

Den Kaffee bekam ich dann umsonst, auch ein Stück Kuchen und ein Fresspaket für die nächsten 2 Tage, sogar vegetarisch.

Di 05.10. Coomalbidgup (Km 2.828)

Dies ist das -up Land, das hat schon vor Esperance angefangen und zieht sich die ganze restliche Südküste entlang, 750 km bis ins letzte südwestliche Eck von Australien. Die meisten Ortsnamen enden hier mit -up. Condingup, Neridup, Myrup, Monjingup, Dalyup, Coomalbidgup, Munglinup usw.

Gestern musste ich wieder einen Reparaturtag einlegen. Die Lenkstange hatte ihre Teleskopfederung eingebüßt und das war unmöglich für mich, so weiter zu gehen. Es fühlte sich bei jedem Schritt an wie ein Schlag ins Kreuz. Hat dann 1½ Tage gedauert, aber jetzt ist es wieder perfekt und angenehm. Innen drin ist ein Gummiband für Zug und eines für Druck, mit jeweils 5 cm Spieraum.


In Esperance habe ich mich 2 Tage herumgetrieben und eine Nacht auf einem Campingplatz verbracht. Bevor ich weiterging, habe ich noch 15 Liter Wasser mitgenommen, hab extra gefragt, wo ich Trinkwasser finde, der Rezeptor sagte, alle Hähne haben Trinkwasser. Außerdem hatte ich noch 2 Flaschen mit je 1½ Liter, deshalb habe ich erst am nächsten Tag gesehen, dass das Wasser vom Campingplatz ziehmlich schmutzig aussieht. Das wollte ich dann doch nicht trinken. Erst in Munglinup gibts wieder Wasser. Ich muss also wieder zu einem Bauernhaus gehen und um Wasser bitten. Aber davon gibts nicht so viele, das heißt, sie haben riesige Abstände, manchmal 30 km oder mehr. Ein Autofahrer fragte mich aber, ob ich was brauche, und gab mir dann etwa 3 Liter in kleinen Flaschen, die kann man dutzendweise im Supermarkt kaufen, ein Plastik Irrsinn. Aber wegen dem Reparaturtag hat das auch nicht gereicht, so fragte ich heute in einem Haus in Coomalbidgup nach Wasser, und  kam heraus mit einer zusätzlichen Tüte voll Lebensmittel. Jetzt bin ich in meinem Zelt im Garten eines Farmers, er lud mich ein, bei ihm zu duschen und zu übernachten.

Fr 15.10. Boxwood Hill (Km 3.139/H 140m)

Der Ortsname hier war mir rätselhaft, als ich dort war, vorher gings tendenziell bergab und die letzten Tage habe ich mich meistens zwischen 200 u. 300 m Höhe bewegt. Aber jetzt bin ich schon 5 km weiter und hier sinds nur noch 60 m. Aus der Perspektive sieht es vermutlich tatsächlich aus wie ein Berg. Jetzt bin ich noch zu nahe, ich denke ich muss noch 5 km weitergehen.

In Boxwood Hill ist ein Roadhaus, die Verkäuferin ist eine ältere Dame (etwa so alt wie ich). Das Angebot dort ist auch eher bescheiden, drum musste ich meine ausgefallene Wunschliste wieder begründen. Also erzählte ich ihr was ich mache. Die Frage "warum?" verblüfft mich immer wieder aufs neue. Seit einiger Zeit antworte ich darauf mit der Gegenfrage: "wer würde nicht gerne die Welt sehen?"

Ja, aber zu Fuß? Am Ende erklärte auch sie mich für verrückt. Sie holte ein Brot aus dem Gefrierschrank, sogar wholemeal (Vollkornbrot), Trinkwasser und eine Dusche gibts in Wellstead, nur noch 20 km.

Trotzdem gab sie mir noch einen Hotdog und ein süßes Gebäck gratis dazu.


Nein, niemand wird mich noch davon überzeugen, dass es blöd ist, was ich mache. Jeder Tag bestätigt mir aufs neue, dass diese Art zu reisen für mich die beste ist, wer was anderes sagt, hat keine Ahnung. Woher soll er auch Ahnung haben? Von nix kommt nix.

Die letzten 10 Tage Sendepause von mir muss ich aber doch als eine Art Katerstimmung nach den Wahlen in Deutschland betrachten. Ich hatte mir doch etwas mehr erhofft. Mehr Stimmen für den Klimaschutz. Nach den letzten Jahren und Jahrzehnten traue ich der SPD keine auch nur annähernd ausreichenden Maßnahmen zu, um das 1,5 Gradziel von Paris zu schaffen. Und unter einer SPD geführten Bundesregierung und mit der FDP im Boot werden die Grünen auch nicht viel durchsetzen können.

Diese Wahlen haben gezeigt, weder die Politiker noch die Wähler haben bisher begriffen, worum es jetzt geht. Unser CO2 Budget (für das 1,5 Gradziel) ist in 6 Jahren aufgebraucht, und was bei einer weiteren Temperatur Erhöhung auf uns zukommt, scheint die wenigsten zu jucken. Dabei sagen es uns die Wissenschaftler jeden Tag. Nein, sie ziehen es vor, den Kopf in den Sand zu stecken. Wollen nix wissen, nix ändern und nix tun. Meine Hoffnungen auf ein Überleben der Menschheit sind im freien Fall und tendieren gegen null. Es wäre noch möglich, das Ruder herumzureißen (für ein wohlüberlegtes Gegensteuern ist es mittlerweile zu spät), aber wir wollen nicht (die Mehrheit will nicht). 

Mi 20.10. Elleker Km 3.275

Die Südwest Küste ist eine ziehmlich verregnete Ecke von Australien. Es regnet so gut wie jeden Tag, oft auch mehrmals, aber auch hier nur sehr spärlich, dazwischen immer wieder mal Sonne, wie bei uns im April. Die letzten 3 Tage war so wenig Sonne, dass meine Energie Vorräte langsam knapp werden. Langsam wirds auch wärmer, morgens 4-14⁰, mittags 15-35⁰. In der Nullarbor Ebene hab ich 2 mal morgens Frost erlebt.

Gestern war ich in Albany und just dort hat mein Throttle den Geist aufgegeben. Ich fand einen Fahrrad Shop, der Besitzer(?) schenkte mir gleich einen neuen und auch noch den Kontroller, der sitzt zwischen Throttle und Batterie. In der Pannen Statistik liegt der Throttle an erster Stelle, an zweiter dann der Kontroller, mit dem Motor gibts keine Probleme, never, sagte er. Außerdem brauchte ich schon wieder neue Reifen, nach nur 1100km. Die letzten haben gefühlt 3 mal so lang gehalten. Hier hatten sie in der Größe nur Vollgummi Reifen, ich probiere es aus.

In der Summe war das wieder fast ein ganzer Tag mit Reparaturen.

Mo 25.10. Nornalup (Km 3.380)

Seit Albany gehe ich meistens durch Wälder und die Bäume werden immer größer. Seit Denmark begegne ich manchmal solchen Giganten. Alles Eucalyptus. Es regnet wieder und das soll die nächsten 3 Tage so weitergehen. Ich brauche wohl bald wieder Netzstrom für meine Batterie. Ein Blick auf die Karte lässt vermuten, dass die Gegend ziehmlich hügelig ist, ist sie auch wirklich. Da reicht die Kapazität der Batterie manchmal nur einen Tag. Ich kann übrigens alles gleichzeitig laufen lassen:

Sonnenenergie zur 12 Volt Batterie, von dort den E-Bike Akku laden, und Strom für den Motor abzapfen. Und falls nötig auch noch mein Telefon laden.

Heute morgen hatte ich ein Interview mit einer Reporterin von Radio Denmark. Wir trafen uns am Bow Bridge Roadhouse, das hat Montag und Dienstag leider geschlossen. Zumindest gibts eine überdachte Terrasse, dort konnte ich auch das Ende des nächsten Regenschauers abwarten.

Für alle die gern wissen wollen wo ich eigentlich bin: einfach den Ortsnamen bei Google Maps (diese App gibts kostenlos im Play Store) eintippen, funktioniert weltweit.

Sa 30.10. Pemberton (Km 3.509)

Die letzten Tage ist mir mehrmals die elektrische Energie ausgegangen. Permanent auf- und abwärts, keine oder kaum Sonne, und wenn, dann macht der Wald zuviel Schatten. Am Mittwoch war ich in Crystal Springs, der Campingplatz dort ist komplett unpowered. Ich ging zurück zum Hotel und erklärte mein Problem, dann durfte ich dort meine Batterie vollladen, im Garten zelten und sogar duschen. Das hat aber nur für etwa 60 km gereicht. Die nächsten 40 km habe ich geschafft, indem ich mehr selber gezogen habe, das hat bergauf aber Grenzen, der Anhänger ist einfach zu schwer. Immer wenn die Sonne mal für ein paar Minuten rauskam, habe ich mir einen sonnigen Platz gesucht, und das Panel optimal  in die Sonne gedreht. So geht es auch, aber etwas langsamer. Heute war der erste schöne Tag seit langem, das hat trotz Schatten der Bäume und vielen Bergen gereicht, aber Reserven konnte ich nicht aufbauen. Jetzt am Abend ist der Akku wieder ziehmlich schwach.

Pemberton liegt nicht direkt am Weg nach Perth, ich machte einen kleinen Abstecher, weil mich jemand, Kevin, eingeladen hat, ihn zu besuchen. Er ist unter anderem Musiklehrer, ist auch schon viel herumgekommen, hat sich hier ein wunderschönes Haus gebaut (selber!), seine Kinder und Frauen sind alle schon aus dem Haus.

Kevin

Fr 05.11. Bunbury (Km 3.686)

Di 09.11. Waroona (Km 3.769)

Ich hatte in letzter Zeit so viele Einladungen (mit Schlafplatz, Dusche, Abendessen, Frühstück und oft auch noch Proviant für den Tag), dass ich nicht mehr nachkam, zu berichten.

Ich hatte gehofft, bei Kevin Energie für meinen Akku nachtanken zu können, aber als ich sah, dass er auch energie-autark lebt, nur ein paar altersschwache Solarpanels auf dem Dach hat und sehr sparsam mit seinem Stromverbrauch umgeht, habe ich verzichtet.

Schon am nächsten Tag blieb eine Autofahrerin, Dinika, stehen um mich auszufragen, und nachdem ich ihr erzählt hatte was ich mache, zeigte sie mir ihre Gänsehaut am Arm. Da bekam ich gleich selber Respekt vor mir. 10 Minuten später war sie wieder da, sie hatte ihre Freundin Jo(hanna) im nächsten Ort (Manjimup) angerufen und eine Unterkunft für mich arrangiert. Die hat mich dann an andere Freunde, Kaitlyn und Fletcher in Bridgetown weitervermittelt. Die wohnen kurz vor Bridgetown auf einem Berg, so hoch und steil, dafür war mein Elektromotor mit 200 Watt zu schwach, wir waren beide zu schwach und es wurde noch steiler. Auf den letzten 200 Metern habe ich dann Fletcher zu Hilfe gerufen. Er kam natürlich mit seinem (Riesen-) Auto aber von da waren es, sorry, es war schon finster und da habe ich es nicht gesehen, nur noch 50 Meter bergauf bis zur Kuppe. Jetzt weiß ich, wenns so steil ist und ich so stark ziehen muss, werde ich natürlich langsamer, und wenn der Motor unter Vollast so langsam dreht, arbeitet er nicht mehr so effizient, das quählt ihn, und er verbraucht viel mehr Strom als seine Nennleistung, da ist die Batterie in kürzester Zeit wieder leer. Aber hier kann ich sie jeden Tag wieder nachladen.

Kaitlyn organisierte meine übernächste Unterkunft in Boyanup. Ich war schon 4 km weiter, als mich Marji auf der Straße abfing. Sie war auf dem Heimweg mit ihren Kindern, hatte mich schon vorher mal auf der Straße gesehen und dann auf facebook von mir gelesen. Ich hasse es zurück zu gehen, aber jetzt entschied ich mich doch dafür.

Die nächste Station war am Freitag bei Sarah und Simon in Bunbury. Dort habe ich vergessen, mein Ladegerät von Inverter und Batterie zu trennen. Ich machte mir keine großen Sorgen deswegen, der Inverter schaltet ja angeblich ab, wenn die Spannung der 12 Volt Batterie unter 11,5 Volt sinkt. Hat er aber nicht! Erst im Laufe des Tages bemerkte ich, dass kein Strom vom Solarpanel zur Batterie fließt. Bei der Ursachenforschung stellte ich fest, dass die nur noch 1,2 Volt hat und da blockiert der Kontroller die Stromzufuhr. Damit ist diese Batterie definitiv tot. Also zurück in die Stadt, dort gibts ein paar Batterie Shops, der einzige der am Samstag um 16:00 Uhr noch offen hat, hat aber nur 25 (das ist meine Größe) oder 100 Ampere, die ist mir zu groß und zu schwer und zu teuer (800 $). Diesmal habe ich vor, eine mit 50 A zu kaufen. Ich kann das bis zur nächsten Stadt vertagen.

Für den nächsten Ort hat Marji noch eine Freundin für mich, Danielle. Die hat mich in ihrer aufgegebenen Autowerkstatt in Benger untergebracht.

Sa 13.11. Fremantle (Km 3.880)

Erst am Donnerstag fand ich in Mandurah einen Batterie Shop (Battery Force). Und das Ergebnis war fantastisch, die Batterie ist vollkommen in Ordnung. Sie haben sie mit ein paar Minuten aufladen wieder reaktiviert. Lithium Batterien haben eine Schutzfunktion, die deaktiviert den Stromfluss, bevor die Spannung einen kritischen Wert erreicht. Der Kontroller denkt sie sei tot und stoppt seinerseits die Stromzufuhr vom Solarpanel. Sie hat nicht mal etwas von ihrer Kapazität eingebüßt. Jetzt läuft wieder alles wie vorher. Alles umsonst, ich soll nur gut über ihn berichten und einen Aufkleber auf meinen Anhänger pappen.

Dieses Gebüsch sah ich hier zum erstenmal. Kein Grün, alles zart silbergrau, fühlt sich seidenweich an. Woher es die Energie zum Wachsen nimmt, ohne Chlorophyll, ist mir schleierhaft.

Jetzt hat es schon eine Woche nicht mehr geregnet, ein Rekord seit Adelaide (fast 4.000 km), es wird wärmer, die Regenzeit scheint vorbei zu sein. Dafür wird die Fliegenplage mühsam. Außerdem gibts seit Port Lincoln Moskitos, an manchen Orten genauso unerträglich. Und die können auch irgendwelche Seuchen übertragen, zwar nicht Malaria oder Dengue Fieber, aber genauso unschön.

Di 16.11. Perth (Km 3.935)

Feder Speer Gras heißt es (Austrostipa elegantissima). Gestern habe ich im Kings Park übernachtet (sehr illegal), vorher hat mir ein freundlicher Passant Tips gegeben, wo die Parkranger besonders gefährlich sind. Wenn die mich so spät abends mit meinem Anhänger in den Park spazieren sehen, wissen die natürlich sofort, was ich vorhabe und werden es vereiteln. Auf der Westseite ist touristisch tote Hose, dort komme ich unbehelligt rein. Genauso war es auch. Weil ich Naturschutz auch sehr gut finde, suche ich mir selbstverständlich einen Platz wo ich kein Hälmchen knicken und keinen Ast abbrechen muss und ich lasse nicht den kleinsten Abfall zurück. Am nächsten Morgen bin ich dann spurlos verschwunden.

Ja, und in diesem Park gibt es auch einen botanischen Garten, den hab ich mir besonders genau angeschaut, fast den ganzen Tag lang, und dort fand ich auch dieses Gras.

Und heute schlafe ich nochmal hier.

Mi 17.11. Bassendean (Km 3.958)

Menzies Banksia.

Für mich, als einem Kind von Laurasia, wirkt die Tier- und Pflanzenwelt von Gondwana so exotisch, als wäre es ein anderer Planet. Hat nichts zu tun mit allem was ich kenne.

Heute früh, ich war auf dem Weg aus dem Park, hat mich tatsächlich eine Rangerin aufgehalten und sich erkundigt, was mein Wagen bedeutet, wo ich herkomme und wohin ich gehe. Für diesen Fall hatte ich mir schon eine Story zurechtgelegt, eine Adresse westlich des Parks ausgesucht und sogar im Handy gespeichert: Dort wohnt ein Freund von mir (oder eine Freundin, das lässt sich in der englischen Sprache nicht unterscheiden, die haben kein Gender Problem) und ich durchquere nur den Park, auf dem Weg nach Perth. Hat wunderbar funktioniert.

Mit Perth meinen sie eigentlich nur das Zentrum, das hat nur 12.000 Einwohner. Alles andere, ich dachte das sind Stadtteile, sind eigenständige Städte. Und alle zusammen haben 2,1 Millionen Einwohner.

Bassendean ist so ein Vorort im Osten. In Perth und Umgebung sind die öffentlichen Toiletten rar. Jedes noch so kleine Dorf hat mindestens einen Park mit einer public toilett, hier nicht. Wie andere Männer in meinem Alter auch, kann ich mir diesen Weg nicht mehr stundenlang verkneifen. Ich bin hier auf einem Bowling Platz, habe nur gefragt, ob ich die Toilette benutzen darf, das Ergebnis war eine Dusche, Abendessen mit Bier (ich hab keinen aktuellen Vergleich, für mich schmeckt es genauso wie das Bier in Bayern), ein Zeltplatz auf dem bestgepflegten Rasen meines Lebens, und ein Kaffee zum Frühstück.

Di 23. 11. Wilbinga (Km 4.098)

Mo 29.11. Jurien Bay (Km 4.293)

Die Pinnacles Desert im Nambung National Park, 250 km nördlich von Perth, kurz vor Cervantes. Der Eindruck eines Waldes ist nicht ganz falsch. Es sind vermutlich versteinerte Baumstümpfe oder um sie herum gewachsen, aus Sand, kalziumhaltigem Wasser und hohem Druck (tief verschüttet) zementiert. Hier sehen wir, was die Erosion noch übrig gelassen hat. So ähnlich könnte auch ein atomares Endlager nach ein paar hunderttausend Jahren aussehen, zu besichtigen aber nur mit Schutzanzügen, falls dann noch Menschen leben.

Nicht die Antarktis, sondern weißer, kalkhaltiger Sand. In der Form und Farbe kommt er am häufigsten vor hier. Schon seit 2 Tagen ist hier auch Nullarbor, die meisten Büsche sind nur kniehoch und die wachsen direkt auf dem Sand, die Humusschicht ist keine 10 Millimeter dick. Aber so dicht, dass man oft den Boden darunter nicht sieht. Gerne hätte ich so eine weiße Sanddüne bestiegen, aber ich hab verzichtet, da hineinzugehen ist lebensgefähflich, der Schlangen wegen und jetzt ist ihre Hauptsaison.

Es gibt hier noch drei andere Probleme, viel schlimmer als die Krokodile im Norden.

1. Die Fliegen, ihre schiere Masse und ihre Respektlosigkeit muss jeden Europäer wahnsinnig machen.

2. An der gesamten Süd- und Südwest Küste seit Port Lincoln (ich weiß noch nicht wie lange noch) gibt es Moskitos, die übertragen zwar keine Malaria, aber jede Menge anderer, genauso hässlicher Krankheiten und mancherorts sind es auch unerträglich viele.

3. Seit Perth gibt es Zecken, in verschiedenen Größen, die größten kommen am häufigsten vor, 10 Millimeter Durchmesser (mit Beinen) und sie sind auch eine Plage. Jeden Abend finde ich 20 Stück davon in meinem Zelt, wo immer ich sitze, fallen welche von mir ab, obwohl ich mich ständig danach absuche. Auch hier gibt es Borelliose, und noch einiges mehr, manche Arten haben auch ein Gift im Speichel, das lähmend wirkt und bis zum Atemstillstand führen kann. Klingt angesichts ihrer Winzigkeit unglaublich.


So leids mir tut, Australien ist nicht mein Traumland. So wird es wohl zukünftigen Auswanderern auf anderen Planeten auch ergehen.

Do 09.12. Northampton (Km 4.542)

+35.665 = 40.207 Km insgesamt.

Am nächsten Tag kam ich am Grigson Lookout vorbei. Benannt nach dem Farmer, der hier vor 100 Jahren unter anderem Pferde für die australische Kavallerie gezüchtet hat. Jetzt ist hier wieder Buschland. Ich gehe nach Norden, das Meer ist links von mir, 2 Km entfernt, der Lookout liegt auf einer "Hügel"kette rechts von mir (nur 30 m hoch). Ich dachte erst, das sind inzwischen überwachsene Dünen, aber der Boden ist steinig. Bisher hätte ich gedacht, dann müssen es echte Berge sein, aber in der Pinnacle Desert hab ich gelernt, dass Kalkstein unter den Dünen wächst, innerhalb ein paar hunderttausend Jahren. Und die Dünen wandern hier mit bis zu 20 Meter im Jahr, solange sie noch nicht bewachsen sind. Also, so einfach ist es nicht. Man kommt nach ein paar hundert Metern an einen Parkplatz, danach nochmal hundert Meter Fußweg zum Gipfel (weiter können Australier in der Regel eh nicht gehen, auch wegen der Fliegen). Da oben haben sie eine wunderschöne Holzplattform gebaut, von da Blick nach Osten eine Kette von Salzseen auf Meeresspiegel Höhe, und Schilder aufgestellt, dass campieren verboten ist. Ich werde immer frecher, hab mein Zelt trotzdem dort aufgestellt (die Zeltheringe passen in die Ritzen zwischen den Bohlen). Aber sonst müsste ich das irgendwo zwischen den Büschen machen, ökologisch betrachtet ist das hier besser. Und angenehmer, einfacher und schöner für mich. Dass hier jemand kontrolliert, scheint mir nach meinen bisherigen Erfahrungen in Australien unwahrscheinlich. Falls doch ein Ranger vorbeikommt und es steht kein Auto auf dem Parkplatz, kann hier oben auch keiner sein. Ist doch logisch. Den Weg kann er sich also sparen. Und ich hatte mal wieder eine zeckenfreie Nacht.

Auch ein Eucalyptus (River Gum), bei den Aborigines, die hier lebten, hieß er Wirnda Ngadara. Er hat den hier meist stürmischen Winden von Süden nachgegeben und sich entschlossen, so weiterzuwachsen.

Hier ist meine Richtung doch die bessere, jetzt habe ich doch meistens Rückenwind. Dafür ist es jetzt die falsche Jahreszeit. Nein, schon seit einem halben Jahr. In Tasmanien wars noch richtig, dort war Sommer. Im Winter wärs zu kalt gewesen für mich. Aber der Winter in Südaustralien war auch zu kalt, aber es ging. Und jetzt wirds langsam zu heiß. Die Sonne steht schon fast senkrecht über mir, zweimal hatte ich schon 40⁰, bei Südwind gehts runter bis 25⁰ (Mittags). Weil ich nach Norden gehe, kam die Sonne doppelt so schnell, gefühlt plötzlich. Ich fürchte mich vor 50⁰, vor der Regenzeit, die ist im Norden im Sommer und die Niederschläge können sehr heftig ausfallen, und vor den Zyklonen, so heißen die Wirbelstürme hier. Davon gabs im Durchschnitt der letzten 10 Jahre jedes Jahr 13 Stück in Australien, im Westen mehr als im Osten (dort hab ich keinen erlebt), aber letzten Sommer waren es 20. Und dem sollte man sich nicht draußen aussetzen. Nicht nur, weil man sich bei solchen Windgeschwindigkeiten nicht mehr auf den Beinen halten kann, noch gefährlicher sind die Wassermassen, die damit verbunden sind.

Die 40.000 km hab ich kurz vor Geraldton in einem Caravanpark gefeiert, in Cape Burney. Meistens haben sie auch kleine Hütten, "cabins", und sie haben mir, von sich aus, eine davon für 10$ gegeben. War sehr angenehm. Die kosten normalerweise knapp 100$. Pro Nacht!

Mi 15.12. Port Gregory (Km 40.261)

Die beiden freundlichen Herren erlaubten mir, hier in ihrem Garten zu zelten und mit dem Wasser ihrer Regenzisterne zu duschen. Sie sahen mich schon seit Tagen immer wieder mal auf der Straße und wollten nun endlich wissen, was ich tue.

Ich war 3 Tage lang in Northampton, um ein neues Visum zu beantragen. Es wäre schon möglich, jetzt von Australien nach Neuseeland zu reisen, aber nur mit mindestens 9 Tagen Quarantäne, wenn man einen frischen negativen Test mitbringt und sich dort auch keinen Virus einfängt. Aber jetzt würde ich gerne die Runde um Australien vollenden.

Pink Lake oder Hutt Lagoon. Letzterer Name war ein Irrtum, der Entdecker dachte, das wäre die Mündung des Hutt River, aber die ist ein paar Kilometer weiter südlich. Er liegt ein paar Meter unter dem Meeresspiegel, getrennt vom Indischen Ozean durch eine Dünenkette. Hier ist auch noch im Winter Regenzeit, aber die Niederschlagsmenge ist viel niedriger als die Verdunstungsrate. Dass der See trotzdem Wasser hat liegt daran, dass salzhaltiges Meerwasser unter den Dünen durchsickert. Und die rosa Farbe kommt von Algen, Dunaliella salina, die produzieren Beta Carotin. Am Nordost Ufer gibts auch eine Fabrik (und die gehört zu BASF), die ernten diese Algen und extrahieren daraus dieses Vitamin, roten Lebensmittel Farbstoff und Vitamin A.

Fr 31.12.21 Glenfield (Km 4.889)

Das war mein Irrweg in den letzten 2 Wochen. Beim Punkt A liegt der Pink Lake, dann ging ich weiter nach Kalbarri und dann wieder zurück nach Northampton und bis Geraldton, obwohl ich es hasse, zurück zu gehen. Der Grund: in Northampton war der Datenkredit meiner prepaid Simkarte unerwartet zu Ende. Ich hab zwar eine App vom Provider, mit der man das easy online nachladen kann, aber meine neue Kreditkarte funktioniert nicht. Meine Bank sagt, man muss sie erst an einem Geldautomaten aktivieren, aber das geht natürlich nicht in Australien. Hier verkaufen sie solche Datenkredite auch in vielen Lebensmittel Läden oder an Tankstellen, aber weder in Northampton, noch in Kalbarri. Mein Visum Antrag war immer noch nicht fertig (das ist immer noch ein Alptraum für mich), ich brauchte das Internet also dringend (navigieren kann man zur Not auch offline). Die nächste Stadt nach Norden ist Carnarvon (400km) und viel weiter weg als Geraldton (150km), und wenn ich kein weiteres Visum mehr bekomme, muss ich zurück nach Perth, dort ist der einzige internationale Flughafen weit und breit, um Australien zu verlassen. Aber wohin? Neuseeland ist doch nicht möglich, auch Chile nicht, Argentinien auch nicht, höchstens noch Brasilien (denen ist alles egal), oder zurück nach Deutschland (das letzte, was ich jetzt will). Deshalb diese Entscheidung.

Ich war dann noch eine Woche in Geraldton, schlief an verschiedenen Orten, auch mitten in der Stadt oder am Strand. Zu Weihnachten war der heißeste Tag hier seit Menschengedenken (sagten mir einige Leute), mein Thermometer zeigte direkt am Strand im Schatten 45⁰, weiter weg muss es mehr gewesen sein, einer sagte 54⁰. Auch nachts kaum unter 30⁰. Also so bedrohlich, wie ich dachte, war das nicht.

Die letzten 2 Tage hat mich Steve eingeladen, ich durfte wieder in einem klimatisierten Haus (zu kalt) wohnen, essen, duschen, schlafen. Kennengelernt hab ich ihn am Hafen, dort saß ich auf einer Bank im Schatten, er hat dort eine Yacht.

Leider (es tut mir oft in der Seele weh) können sich die meisten Menschen nicht beschränken. Weder beim Essen, noch bei der CO2 Produktion. Es sieht aus, wie ein Selbstmord Programm. Sowohl gesundheitlich, wie auch beim Klimawandel. CO2 in die Luft zu blasen, ist das einzige, was Menschen Spaß macht, alles andere ist langweilig. Und je mehr Geld sie haben, desto exzessiver betreiben sie ihre eigene Vernichtung und die der ganzen Menschheit. Trotz einiger guter Ansätze in der neuen deutschen Regierung steigt mein Pessimismus, was unsere Überlebenschancen betrifft.

Mein Visum Antrag ist fertig, auch dank der Hilfe von Steve. Er hat ihn mit seiner Kreditkarte bezahlt, ich gab ihm das Geld in bar. Der Preis war ein Schock für mich: 1070,-$ für 6 Monate. Mein erstes Visum für 3 Monate war kostenlos. Das zweite in Brisbane hat schon über 300 $ gekostet, für ein halbes Jahr, das dritte in Melbourne, ein ganzes Jahr 1000 $ plus Nebenkosten für Gesundheitstest und polizeiliche Führungszeugnisse nochmal fast 1000 $. 

Die Entscheidung musste ich noch überschlafen, hab mich dann angesichts der Alternativen doch dazu entschlossen. Aber ich fühle mich genötigt. Andererseits, wenn sie so geldgierig sind, werden sie mir das Visum wohl geben, glaube ich. Das ermutigt mich nun, doch weiter zu gehen nach Norden. Die nächste Woche wird nicht mehr so heiß, maximal 30⁰, aber jetzt weiß ich, dass ich auch 50⁰ überlebe. Ich hab gute Regenklamotten, also bin ich heute morgen wieder gestartet, nach Norden.

Ich wünsche euch allen ein gutes neues Jahr (mir selber auch).

Für den nächsten Eintrag beginne ich wieder eine neue Seite.