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Das ist kurz vor Trabzon.
Heute bekam ich wieder mal ein paar Koran Lehrminuten, diesmal von einem gebildeten Menschen. Wie bei allen Religionen gibt es auch hier Verhaltensregeln, und da steht im Koran: du sollst nicht töten. Oder: alle Menschen sind Brüder und Schwestern. Da kann ich als Atheist nur sagen, prima, einverstanden. Die Welt wäre schöner und besser, wenn sich alle daran hielten.
Zu den Terroristen sagte er, wer Menschen tötet, hat das Recht verwirkt, sich Moslem nennen zu dürfen.
So jemanden kann man doch nicht ernsthaft für den islamistischen Terrorismus verantwortlich machen und sich vor ihm fürchten.
Das ist ein professioneller Teekocher. Ich schätze die Kapazität auf 50 Tassen. Unten ist ein Holzofen, darüber der Wassertank. Man kann auch längere Holzstücke durch das Ofenrohr auf das Feuer stellen, so wie sie unten abbrennen, rutschen sie dann nach.
für diese Details musste ich eine andere Perspektive wählen. 2 Wasserhähne und die Warmhalteschale für die Teekanne (die fehlt hier).
Ich habe ihn auf einem verlassenen Parkplatz so vorgefunden. Daneben war ein Verkaufsstand für Haselnüsse, der war aber heute nicht oder noch nicht besetzt. Es ist mittlerer Vormittag, und ich nehme an, die haben den Kocher gestern hier vergessen. Jeder Autofahrer kann ihn sehen, aber keiner klaut ihn. Er funktioniert wie der russische Samowar. In der Kanne wird ein hochkonzentrierter Tee gemacht, der Tee bleibt drin, davon füllen sie die Tassen, meist Gläser nur zu 30 bis 50%, je länger er zieht, desto weniger. Der Rest wird mit dem heißen Wasser aufgefüllt. Und das schmeckt mir auch (nicht nur den Türken).
Diese Gegend hier rühmt sich für Ihren Tee und die besten Haselnüsse der Welt.
Alles Brüder. Der erste vorne links war mein Dolmetscher, sie haben ihn telefonisch herbeigerufen und nennen ihn Hans, weil er Jahre lang in Deutschland gelebt hat und die Sprache kann.
Das war in Söğütlü. Sie behaupten, sie lassen das ğ nicht weg, aber ich höre es nicht.
Diese Dörfer kurz vor Trabzon sind schon ganz zusammengewachsen.
Trabzon mit einem modernen Spor Stadion im Vordergrund.
Ich bin langsamer durch Trabzon gekommen als ich wollte. Musste sehr viel Çay trinken und auch fürs Essen habe ich fast kein Geld gebraucht. Je weiter ich mich von Zuhause entferne, umso mehr werde ich zum Superstar. Dass ich nicht verrückt bin, davon lassen sie sich relativ schnell überzeugen. Aber das hält mich auch immer mehr auf. Ich musste dann noch bis ans Ende von Trabzon gehen, bis ich einen geeigneten Schlafplatz gefunden habe. Aber es ist spät geworden, jetzt ist es 22:45 Uhr, mein Zelt steht, und jetzt sehe ich 2 Menschen, die mich auch gesehen haben müssen. Natürlich sind die vertrauenswürdig, aber sicherheitshalber gehe ich mal hin und vergewissere mich.
2 Männer. Klar sind sie vertrauenswürdig. Und sie haben mich nicht gesehen. Aus ihrer Perspektive liegt mein Zelt im Schatten, und dort sehe ich auch nichts. Das Gespräch war nur kurz, sie waren in ihr Zwiegespräch vertieft und ich hatte den Eindruck, ich störe. Während ich wieder zum Zelt ging, sind sie auch aufgebrochen und Richtung Trabzon verschwunden.
Also da einfach hinzugehen und sie anzuquatschen hätte mich vor 3 Monaten noch mehr Überwindung gekostet. Ich stelle fest, dass ich sowohl beim Schreiben meiner Berichte, als auch im Umgang mit Menschen, Hemmungen verliere. Und das ist in meinem Fall gut so, ich hatte nämlich, soweit ich zurückdenken kann, immer zu viel davon und habe das selber als eine Art Behinderung empfunden. Das verbuche ich jetzt als ein Erfolgserlebnis, wie eine Befreiung
Ich muss euch sofort ein Ereignis mitteilen, das ich soeben beobachtet habe. Ich sitze in Sürmene in einem "Tee", am Straßenrand arbeitet ein städtischer Saubermann, er klaubt den Müll auf und füllt damit seine Schubkarre. Ohne Hilfsmittel wie Besen und Schaufel oder lange Greifzange, er muss sich nach jedem Stück bücken. Da kommt die hübsche junge Verkäuferin oder Inhaberin vom Nachbarshop, schnappt ihn sich und geht mit ihm zur Eistruhe, die zur Teekneipe gehört. Dort darf er sich ein Eis aussuchen, die Nachbarin geht in ihren Shop, holt Geld, bezahlt das Eis und verschwindet wieder. Der Müllmann setzt sich auf eine Bank vor der Kneipe und ißt sein Eis. Als er fertig war, leerte er zum Dank noch die Aschenbecher der Kneipe, die da draußen standen, in seine Schubkarre und arbeitete weiter.Von da an empfand er seine Arbeit sichtlich als weniger unzumutbar.
Dieses Beispiel zeigt doch, dass nicht alles hoffnungslos ist.
Gestern Abend hatte ich einen kleinen Unfall, deshalb ist mir die Lust zum Schreiben vergangen.
So sah meine Nase unmittelbar danach aus.
Die Strassenbegrenzungspfosten sind hier nur ein Blechstreifen, können aber auch aus Plastik sein. Der hier war aus Blech, und war 10 cm über dem Boden abgebrochen. Seit Wochen bewege ich mich auf autobahnähnlichen Straßen, hier an der Küste im Osten gibt's keine anderen mehr, was mich schon ziemlich nervt. Just an der Stelle kam mir ein Auto auf der Standspur entgegen. Ich musste also weiter nach links, und weil ich das Auto beobachtet habe, hab ich dieses blöde Blech übersehen. Ich war gerade am Laufen. Ihr könnt Euch vorstellen, mit welcher Wucht ich auf die Straße geknallt bin. Die Nase ist noch nicht das schlimmste, ich habe außerdem noch eine Rippenprellung davongetragen, und die macht mir mehr zu schaffen. Gleich im ersten Ort heute morgen, in Sürmene, bin ich in eine Apotheke gegangen und habe erstmal nach homöopathischer Arznei gefragt. Verständnisloses Kopfschütteln (das bedeutet hier in der Türkei wieder nein oder keine Ahnung). Also hab ich Aspirin gekauft und werde weiter suchen. Ich hab schon Erfahrungen mit unfallbedingten Rippenverletzungen. Das ist so schmerzhaft, dass man tiefe Atemzüge vermeidet, und so langwierig, dass man das nicht darf. Wenn Teile der Lunge längerfristig nicht beatmet werden, dann vergammeln die und das führt zu Lungenentzündung. Mit Schmerzmitteln kann man besser atmen. Aspirin schädigt aber den Magen, besonders wenn man es längere Zeit nimmt, und verdünnt das Blut, was bei Verletzungen gefährlich werden könnte. Das konnte ich mir in einem unfreiwilligen Selbstversuch bestätigen. Ich hole mir mehrmals täglich kleine Kratzer an verschiedenen Dornengewächsen. Normalerweise kommt ein Tropfen Blut, und das wars dann. Diesmal ist das Blut in Strömen an meinem Arm hinunter geflossen, aber nach einer Minute hats doch wieder aufgehört. Wenn das jemand gesehen hätte, der hätte sich Sorgen um mich gemacht. Ich habe das Blut dann abgewaschen, dann wars wieder gut. Manche Leute bezweifeln ja die Wirksamkeit von Homöopathie, ich habe das auch getan, so wie ich alles bezweifle, wovon ich mich nicht selbst überzeugt habe (auf dieses Prinzip schwöre ich). Also habe ich bei einer früheren Rippenverletzung den Selbstversuch gemacht. Ein paar Tage Aspirin, dann ein paar Tage Arnika Globuli. Und siehe da, beide Mittel haben die gleiche starke Wirkung. Die Globuli brauchen zur Entfaltung dieser Wirkung ein bisschen länger. Und wenn ich sie abgesetzt habe, hat sich mein Zustand innerhalb kurzer Zeit drastisch verschlechtert. Was den Placebo Effekt betrifft (der besagt, dass das Mittel nur wirkt, weil man daran glaubt) kann ich einwenden, dass ich doch skeptisch war und dass mich das Ergebnis überrascht hat. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mir dieses Ergebnis angesichts der Risiken und Nebenwirkungen von Aspirin sehr sympathisch ist.
Ich habe heute den ganzen Tag mit mir gerungen, ob ich diesen Unfall überhaupt erwähnen soll. Es könnte sich ja jemand zu viele Sorgen um mich machen, und zweitens ist es das Eingeständnis eines Fehlers oder von Schwäche. Männer werden lebenslänglich darauf konditioniert (getrimmt), das zu vermeiden. Sie müssen befürchten, daraufhin in der Hackordnung abgestuft zu werden, zumindest könnte es jemand im allgegenwärtigen Konkurrenzkampf gegen sie verwenden.
Ob dieses Risiko real oder nur eingebildet ist, sei dahingestellt, hiermit möchte ich mich davon befreien.
Gestern habe ich im Laufe des Tages 4 Aspirin geschluckt, heute waren es nur 2. Gestern hab ich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 4 kmh erreicht, heute 4,5. Ich kann also objektiv behaupten, mir geht's schon besser. Und meine Weiterreiselust hat sich dadurch kein bisschen verringert.
könnt ihr das Bild soweit vergrößern, dass ihr die Früchte sehen könnt? Sehen fast aus wie Kirschen, wachsen aber in Trauben.
und so sehen sie aus, wenn sie reif sind. Auch wie Kirschen, haben aber eine festere Konsistenz, fast wie Oliven. Der Geschmack ist wieder ganz anders, eine Mischung aus Feige und Birne, und einen Kern wie Kirschen. Also, ich bin begeistert.
Jenseits von Österreich sehe ich nur noch diese Bauweise. Zuerst so ein filigranes Gerippe, dann erst die Wände. Warum das nicht beim ersten kleinen Windstoß in sich zusammenfällt, ist mir ein Rätsel.
Das ist noch von vorgestern. Hoffentlich ist da nicht drin was draufsteht. Der Ort hieß Arsin. arsen... (türkisch) heißt auf deutsch: wenn ein ...Wird wohl irgendein Wortspiel sein.
genauer gesagt, bin ich schon 10 km hinter Rize. Ich nehme immer den letzten Ort. Das heißt, seit Rize war nichts.
Erdogan stammt aus einem Ort, 5 km von hier. Nachdem ich dieses Foto gemacht habe, kam ein Uniformierter (kein Polizist) von dieser Uni auf mich zu und wollte wissen, wer ich bin. Nachdem ichs ihm gesagt habe, wars in Ordnung und er ging wieder. Er hatte wohl irgendwelche Sicherheitsbedenken.
Diese Reihenhäuser gibts seit Trabzon in jedem Ort Sie sind etwa so groß wie 2 aufeinander gestellte Container, dahinter ist ein vom Meer künstlich abgetrenntes Hafenbecken. In Trabzon war die Reihe 1 km lang.
von der anderen Seite sieht man: unten Bootshaus, oben Wohnung.
dieser sympathische, freundliche Mensch ist Autowäscher. Als ich vorbeikam, rief er mich zu sich und forderte sein Informationsrecht ein. Dafür bekam ich ein Abendessen, von seiner Mutter zubereitet, die bekam ich aber nicht zu Gesicht. Er hatte schon vorher gegessen und musste noch ein Auto waschen, der Kunde wartete darauf. Als er fertig war, ich aß noch, breitete er hinter mir seinen Teppich am Boden aus, zog die Schuhe aus, kniete sich auf den Teppich in Richtung Süden und betete lautlos. In regelmäßigen Abständen beugte er sich soweit nach vorne, dass seine Stirn den Boden bzw. den Teppich berührte. Das dauerte vielleicht 5 Minuten, dann setze er sich wieder zu mir und wir quatschen weiter.
Solche Bilder könnte ich jeden Tag 100 machen. Die Ignoranz den Fußgängern gegenüber ist ebenso groß wie in Sachen Umweltverschmutzung. Der Blödmann (Entschuldigung, aber da kann ich nicht anders) könnte doch wirklich ein paar Meter weiter fahren. In dieser Situation fällt mir immer die Geschichte von einem Münchner ein, der vor 25 oder 30 Jahren in so einem Fall einfach über die Autos drüber gestiegen oder geklettert ist. Und so hat er lange Zeit sein "Unwesen" getrieben. Irgendwann haben sie ihn dabei erwischt und ihm einen Prozess gemacht. Die Überschreitung von Autos, die einem den Weg versperren, ist aber nicht strafbar, sie konnten ihn nur wegen Sachbeschädigung verurteilen. Und die Strafe fiel erstaunlich milde aus. Ich habe seit damals den Mut dieses Mannes bewundert, deshalb erinnere ich mich oft daran und bin oft nahe daran, es ihm nachzumachen. Die Vorstellung, wie ich meinen Anhänger da drüberziehen soll, schreckt mich noch davon ab.
Heute früh hab ich in einem Frühstücks"tee" einen bunten Haufen angetroffen. Mein Foto ist leider verschollen. Da saßen an einem Tisch 3 junge Menschen, ein französischer Tischler, der sein Wohnmobil sehr schnell und einfach ausgebaut hat und bis nach Indien will. Er hat 2 Hunde dabei. Ein Student, der in Russland geboren ist, seit 8 Jahren in Wien lebt und perfekt deutsch mit gemäßigtem Wiener Dialekt spricht. Er hat nicht so viel Zeit und will in Georgien umkehren. Er hat einen 30 kg schweren Rucksack und trampt, so haben die beiden sich in Istanbul gefunden. Als 3. eine Frau, Iranerin, die alleine unterwegs war, ist erst seit 3 Tagen dabei. Ihren Freund habe ich vor 4 oder 5 Tagen kennengelernt, er hat mich mit einem schwer bepackten Fahrrad überholt. Er hatte auch nicht viel Zeit und musste in Trabzon umkehren. Seine von der Sonne nicht braun- sondern schwarzgebrannte Haut hat mich sehr beeindruckt. Ausser der Tatsache, dass er Iraner war. Dass die das auch können, damit habe ich nicht gerechnet.
Ich habe mich ihnen nicht angeschlossen.
Zum Abschied sagte der Franzose zu mir, du machst das, wovon wir alle nur träumen.
Der Vormittag war dann windstill und sehr heiß. 41 Grad habe ich an der Küste noch nicht erlebt, und es war ziemlich hart. Die Luftfeuchtigkeit ist hier sicherlich höher als im Landesinneren, ich weiß nicht obs mir deshalb so schwer fiel oder ob es an meinem angeschlagenen Zustand lag oder an beidem. Nachmittags gab's dann dafür Starkregen und ich musste mich in ein (diesmal hieß es wieder) Cafe flüchten, wo ich bis zum Abend festsaß. Im Fernsehen zeigten sie Überschwemmung in Rize.
Ich kann die Stadt von meinem Zeltplatz aus noch sehen.
In Arhavi habe ich einen jungen Georgier kennengelernt. Ich war auf der Suche nach einem Schlafplatz und ging einen Weg links neben einem Tunnel. Der mündete in einer größeren Kiesfläche, die von der Straße weit genug entfernt und nicht einsehbar war. Und wegen dem Tunnel total ruhig. Zur Zeit haben wir abends keinen Mond, ich musste also die Taschenlampe anmachen damit ich was sehe. Da lag eine Gestalt hinter einem Baum am Boden, sah aus wie ein Mensch auf einer Isomatte. Als ich näher kam, bewegte sie sich (die Gestalt). Das konnte nur ein Fernreisender sein. Ich fragte ihn woher er kommt, auf englisch natürlich, da sagt er aus Germany. Er studiert in Deutschland, jetzt hab ich vergessen wo, Physik und Neurologie und stammt aus Tiflis. Ich bin ja ein Anhänger der These, dass wir uns die Welt durch unser Denken erschaffen. Das heißt, so wie wir glauben dass die Welt ist, so ist sie für uns dann auch. Und nichts und niemand kann uns davon abbringen. Wir finden immer die Bestätigung die wir wollen. Und in der Disziplin übertrifft er mich noch um ein vielfaches. Er glaubt zum Beispiel, dass der Mensch, wenn er endlich aufhören würde zu glauben, dass er mit 50 alt ist und mit 80 sterben muss, 500 Jahre alt werden könnte.
Ich bin mitten in Batumi in Georgien. Ihr seht, ich habe die Türkei überlebt. Es gibt hier nicht viele Läden, wo man eine Sim Karte bekommt. Habe mich durchgefragt, bis ich endlich an der richtigen Stelle war. Ich kann noch nicht viel über Georgien sagen, in Grenznähe ähneln alle Länder ihren unmittelbaren Nachbarn. Aber auffallend ist die helle Hautfarbe vieler Georgier, es gibt genau so viele blonde wie in Mitteleuropa, keine Kopftücher, halt, jetzt sehe ich eines, die Frau sitzt 2 m neben mir. hab gar nicht bemerkt wie sie gekommen ist. Sie sprechen arabisch.
Ich sitze vor einem Cafe und trinke den ersten Espresso seit ewigen Zeiten. Schmeckt fantastisch, aber nach dem vielen süßen Tee in der Türkei brauche ich jetzt doch ein Stück Zucker. Über die Türkei kann ich mich ja jetzt etwas freier äußern, muss aber Rücksicht nehmen auf meine Gesprächspartner dort. Inzwischen lesen auch viele Türken meinen Blog, und ich habe keine Kontrolle darüber, an wen sie ihn weitergeben.
Das Cafe
sieht ziemlich modern aus, das Gebäude auch, aber ich muss befürchten, dass mir der Putz von den Balkonen über mir auf den Kopf fällt.
Die gegenüberliegende Straßenseite.
Batumi gehört ja sicherlich zu den größten Städten Georgiens, drum kann ich jetzt schon sagen, die Infrastruktur für Fußgänger ist hier, genauso wie in Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, und der Türkei, auf dem Niveau der 3. Welt. Nachts da draußen ohne Licht unterwegs zu sein ist lebensgefährlich. Abgründe mitten im Gehweg oder daneben werden kein bisschen gesichert.
Ich habe mir soeben die Unfallstatistik angeschaut. Es ist so, wie ich befürchtet habe. Die Türkei hat fast 3 mal soviel Verkehrstote pro 100 000 Einwohner wie Deutschland, Georgien fast 4 mal so viele. Und das, obwohl dort sicherlich weniger Kraftfahrzeuge unterwegs sind.
Liebe Verkehrsplaner, Straßen- und Leitplankenbauer, das ist zum Teil auch Eure Schuld. Ihr habt null Ahnung von den Bedürfnissen der Fußgänger. Informiert Euch besser. Geldmangel akzeptiere ich nicht. Ich kann Euch genug überproportionierte und sinnlose Straßenbau Projekte zeigen, wo ihr das Geld dafür hättet einsparen können.
Für die Autos tut ihr alles, oft viel zu viel. Für die Fußgänger nichts. Das Auto ist Euer neuer Gott. Wer ein Auto hat, ist mehr wert, seine Wünsche werden respektiert. Wer kein Auto hat, zählt nicht und seine Wünsche interessieren kein Schwein. Deshalb dürfen die Autofahrer die Gehwege zuparken. Zebrastreifen beachten in Batumi immerhin einige wenige. Die meisten nähern sich mit einer Geschwindigkeit, dass man um sein Leben fürchten muss. Und die Fußgänger denken genauso. Sie wissen aus Erfahrung, dass sie nichts wert sind, und das wird akzeptiert. Offensichtlich lebensgefährliche Mängel stören niemanden. Wenn der göttliche Autofahrer sein göttliches Auto auf dem Gehweg parken will, dann benutze ich halt die Straße. Egal wie viele Autos mit überhöhter Geschwindigkeit unmittelbar an mir vorbei rasen. Seine Bedürfnisse haben selbstverständlich Vorrang vor meinen. Das ist die Mentalität einer Hammelherde, aber nicht die von Menschen. Die Menschen dort wissen noch nicht einmal, dass sie Menschen sind.
So, das musste ich jetzt mal loswerden.
Den Wasserfall habe ich leider nicht gesehen, jetzt bin ich schon 3 km weiter. Gestern musste ich einen halben Liter Bier trinken, da stand light drauf und irgendwas von 4%. Mein Glück, denn nach 2 Monaten Abstinenz in der Türkei war ich davon sturzbetrunken. Und heute waren es 0,33 Liter normales Bier und dafür noch 2 Wodka, mit ungefähr dem gleichen Ergebnis.
Noch ein Nachtrag zu meiner gestrigen Schimpftirade: Der Mensch unterscheidet sich von den anderen Tieren durch sein Selbstbewußtsein, das heißt, er ist sich seiner selbst bewusst. Was, wenn er das nicht ist?
Das waren meine gestrigen Saufkumpanen.
Die Bierflasche ist aus Klarglas.
Damit muss man in Georgien immer rechnen. Und die Autofahrer tun das auch. Man kommt sich fast vor wie in Indien.
Nach Batumi bin ich in ein breites Tal nach Osten abgebogen, mit einer fürchterlichen Verkehrsdichte. Mittlerweile wird das Tal immer enger, und der Verkehr immer weniger. Seht ihr die alte Hängebrücke?
Hier aus der Nähe
Und so von vorne. Natürlich bin ich rüber gegangen, ich muss doch wissen, wie sich das anfühlt. Ein bisschen mulmig war mir dabei schon.
Und dieses Gefühl gehört zu meinen Reiseeindrücken wie schöne Bilder, wie die Erinnerung an freundliche Menschen, der Klang ihrer Sprache und fremde, neue Gerüche usw.
Ich habe keine Ahnung wo ich bin. Weil ich die georgische Schrift nicht lesen kann, kann ich momentan keine Ortsangabe machen.
eine historische Brücke, auch da konnte ich nicht entziffern, was das ist.
Blick zurück aus etwa 1000 m Höhe. Rechts von der Bildmitte sieht man eine Moschee.
Letzte Nacht und heute vormittag hat es geregnet, da bin ich in meinem Zelt geblieben, hab mal wieder ausgeschlafen und ausgiebig gefrühstückt.
Heute kann ich wegen Energiemangel nicht mehr schreiben. Ich hole das morgen nach.
Die vorletzte Nacht hab ich etwa 4 km vor dem Pass verbracht, auf etwa 1800 m, und es hat die ganze Nacht geregnet. In der Karte habe ich gesehen, Passhöhe 2250 m.
Das war noch kurz vorher. Da wo die Baumgrenze ist, dort war auch der Pass. Die höchsten Berge, die ich sehen kann, sind um die 2500 m hoch. Bis 1800 m betreiben die noch Landwirtschaft, mit Kartoffeln und Gemüse, aber ich vermute, hauptsächlich für den Eigenbedarf. Die Felder sind schon sehr klein. Sonst Kühe, die frei herumlaufen, keine Zäune. Manchmal mit Hirte, manchmal mit Hund, manchmal beides. Aber meistens alleine. Da wo ich vorgestern übernachtet habe, war so ein Fall, da hat ein Hund seine Kuhherde heimgeführt, Menschen waren keine in der Nähe. Übrigens ging ich zu dem Zeitpunkt schon ca 35 km auf Schotterstraße, bei meistens 10% Steigung, und in hundsmiserablem Zustand. Aber da fuhren immer noch Autos. Ich war schon ganz schön geschafft, aber die Kühe gingen noch langsamer, ich musste sie also überholen. Bei einem entgegen kommenden Auto konnte ich beobachten, wie angriffslustig dieser Hund war. Er hat eine Weile versucht, dem Auto die Reifen zu zerbeißen. Ich muss das nochmal so deutlich beschreiben, weil ich immer wieder erfahre, dass Menschen Angst vor Hunden haben. Was ich vollkommen ungerechtfertigt finde. Aber ich muss gestehen, dass ich mich in so einem Fall auch ein bisschen mulmig fühle. Ich gehe also ruhig weiter, er kommt bellend auf mich zu. Ich bleibe stehen, rede ruhig auf ihn ein, lobe ihn für seine Tapferkeit, mit der er die Sicherheit seiner Kühe verteidigt. Ich bezweifle sogar, dass er mich hört bei dem Lärm, den er macht. Egal, es wirkt Wunder. Während er sich annähert, das kann schon eine Minute dauern, aber die Zeit muss ich ihm geben, wird er immer ruhiger, Wenn er so nah ist, dass er zubeißen könnte, hört er ganz auf zu bellen, beschnüffelt mich ein bisschen, das wars dann schon. Von dem Punkt an interessiere ich ihn nicht mehr. Er muss einfach wissen, wer da kommt. Und sein Geruchssinn sagt ihm viel mehr als Augen und Ohren. Aber davon haben wir keine Ahnung. Am nächsten Morgen bin ich ihm nochmal begegnet, etwas weiter oben. Diesmal war auch ein Hirte dabei, Und der sah seelenruhig zu, wie der Hund sich todesmutig in den Kampf mit einem Auto stürzte. Ich vermute, er hätte genauso kaltblütig zugeschaut, wenn der Hund mich zerfleischt hätte. Hat er aber nicht. Er kam schon bellend auf mich zu, hat mich aber aus 15 m Abstand erkannt, machte augenblicklich kehrt und ging zu seiner Herde zurück.Da wusste der Hirte, dass wir uns schon kennen.
Ich möchte allen, die Angst vor Hunden haben, das dringend zum Ausprobieren empfehlen. Mir sind auf meiner Reise schon mehr als 1000 Hunde begegnet, meist wilde, und diese Methode hat noch kein einziges mal versagt. Gelernt habe ich das im Südburgenland. Dort sind mir beim Laufen jeden Tag solche Hunde begegnet. Anfangs hatte ich auch Angst und habe solche Straßen vermieden, bis ich herausgefunden habe, wie man mit ihnen umgehen muss.
Hier verkauft ein Bauer seine Produkte am Straßenrand. Rechts die kleinen Laiberl ist Käse, sehr trocken und würzig. So einen Käse hab ich ihm abgekauft. Der ist etwa so groß wie ein Hühnerei, nur etwas länglicher und flachgedrückt. Ich hab ihn dann später verfrühstückt. In den roten Plastiktüten ist ein anderer Käse. Außerdem hat er noch Honig,
und Milch. Die steht in Gläsern diebstahlsicher in einer Holzbox, wo sie mit eiskaltem Wasser betröpfelt werden.
Heute hatte ich den ganzen Tag Durchfall. Ich beschuldige den Käse. War ganz schön hart, und ich brauchte viele Pausen.
Ich denke, ich fange wieder eine neue Seite an.