Km ab Adelaide gezählt (plus 35.665 = 41.637 Gesamt)
Meine Startzeit.
Gerade hab ich gesehen, dass ich Internet habe. Ich bin schon 100 km jenseits der Grenze im Northern Territory. Bei nächster Gelegenheit schreib ich mehr.
Das Erste, was ich gestern mit meiner unerwarteten Internet Verbindung nachgeschaut habe, war, ob die Welt außerhalb von Australien noch existiert. Und ich war glücklich, dass ja. Soweit ist es also schon gekommen, dass es mir schon nach 4 Tagen unsicher erscheint. Politiker tun so verrückte Dinge, dass wir ihnen keine 4 Tage mehr über den Weg trauen können.
Das Northern Territory ist ein armes und zurückgebliebenes Land. Die Straßen sind schlechter, Schlaglöcher zeigen, wie sparsam die Asphaltschicht aufgetragen wurde. Die Mobilfunk Sendemasten haben viel größere Abstände und hier fackeln sie das speergrass an den Straßenböschungen einfach ab. Manchmal bleibt das Feuer da, frißt sich nur am Straßenrand entlang, manchmal weitet es sich aus, ich weiß nicht, wie weit. Weil das die schnellste und billigste Lösung ist. Wieviele Bäume und Büsche dabei verbrennen, der Klimawandel, alles scheißegal. Es ist nicht zu fassen: das Weltklima steht nur noch wenige Jahre vorm Kollaps, aber diese Hirnlosen wissen nichts davon und machen einfach weiter. Wir brauchen doch jeden Baum und jeden Busch zum Kohlenstoff speichern. Jemand muss ihnen sagen dass dies ab sofort ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist. Was ich bis jetzt gesehen habe, sind 75% der Staatsfläche verbrannt. Es stinkt nach Rauch und Asche, mein Hals kratzt beim Atmen. In Asien wars am schlimmsten in Thailand und Laos, aber das hier ist schlimmer. Viel schlimmer. Und das in einem angeblich zivilisierten Land.
Auch die Aborigines haben Buschland verbrannt und tun es sicherlich immer noch, um es zu roden, oder vorbeugend und gezielt um Großbrände zu verhindern. Die Boab Bäume sind ihnen heilig, den Weißen nicht. Sie würden niemals ein Land abbrennen, auf dem auch Boabs stehen. Bei den Weißen ist auch das scheißegal.
Gestern fand ich einen Schlafplatz zwischen lauter solchen Giganten. Die sind schon viele hundert Jahre alt und ja, auch auf mich wirken sie Ehrfurcht und Respekt einflößend.
Das ist etwa 60 km nordwestlich von Katherine, im Nirgendwo.
So musste ich die 300 Km von Timber Creek nach Katherine zurücklegen. Hat durchschnittlich einen Kabelbinder pro Tag gekostet, aber davon hatte ich genug. In Katherine gabs dann neue Reifen.
Die letzten 2 Tage hab ich ein Gebirge überquert, max. Höhe 200 m, aber viele kleine Hügel. Seit Katherine hat der Kontroller (zwischen Throttl, Motor und Batterie) ein Problem, er wird heiß, auch wenn der Motor abgeschaltet ist. Dabei verbraucht er mehr Strom, als der Motor. So hat er mir in einer Nacht die Batterie leergesaugt. Ich hab sofort einen Schalter eingebaut, mit dem ich ihn komplett vom Stromnetz trennen kann und schalte ihn nur noch ein, wenn ich ihn auch brauche, also bergauf. Aber das hatte zur Folge, dass ich die ganze Bergstrecke unter Strommangel litt. Da hilft nur: mehr selber ziehen. War manchmal ganz schön anstrengend.
Seit Katherine brennts deutlich weniger, aber die Luft ist kaum besser. Hier sind viele lange Straßen Baustellen und frischer Asphalt stinkt entsetzlich, die Ausdünstungen sind sicher nicht weniger ungesund als die Gras- und Buschbrände. Und das habe ich oft stundenlang. Und ich muss denselben Weg wieder zurück nach Katherine, um nach Cairns zu gelangen. Trotzdem wirds mir nicht zu blöd.
Die Hills hier sind höchstens 20 m hoch.
Hab schon lang keinen Boab Baum mehr gesehen
So sehen die Früchte aus.Tennisballgröße, die Schale dünner als bei der Kokosnuss, mit einem Flaum überzogen, drinnen sollten, in einer trockenen weißen Masse eingebettet, Kerne sein, die gelten hier als Superfood. In dieser waren aber keine.
Warum ich den Umweg (mehr als 600 Km) über Darwin mache:
Mein Reisepass läuft im August ab, im Juli möchte ich nach Neuseeland und da müsste der Pass noch 6 Monate gültig sein. Die Herstellung dauert 8 bis 10 Wochen, soviel Zeit hab ich in Cairns nicht mehr. Ich hab mit dem Konsulat in Darwin telefoniert, die können ihn auch nach Cairns schicken. Für den Antrag muss ich aber persönlich erscheinen, meine Existenz und Identität glaubhaft machen, Fingerabdrücke hinterlassen, einen Haufen Dokumente abliefern (dabei hat mir Rosi sehr geholfen) und ich weiß nicht was noch.
Die Straße von Katherine nach Darwin ist eine der schlimmsten von ganz Australien. Viel Verkehr, nur selten versiegelte Randstreifen und wenn, meistens zu schmal, der Rest sehr grob, manchmal gar nicht benutzbar.
Letzte Nacht hörte ich ein paarmal ein vielstimmiges Heulen mitten im Nowhere im Busch, das können nur Dingos gewesen sein. Hat mich aber kein bisschen beunruhigt.
Jetzt hab ich mich extra beeilt, nach Darwin zu kommen, hab ja noch einen weiten Weg vor mir, aber morgen ist schon wieder Feiertag. Der ANZAC Day. (Australia/New Zealand Army Corps). Ich hab das letztes Jahr genauer erklärt, es geht um das militärische Desaster im 1. Weltkrieg in der Türkei, Gallipoli.
Vor ein paar Tagen hab ich Lena kennengelernt, sie arbeitet beim Straßenbau und hier befestigen (asphaltieren) sie so nach und nach die Seitenstreifen am Highway. Sie bot mir eine Unterkunft in Darwin an, was meinen Aufenthalt dort sehr erleichtern würde. Aber heute schien es, als würde das nicht funktionieren. Ich fand einen Schlafplatz mitten in einem der Vororte in einem kleinen Park.
Am Montag hats aber doch geklappt, seitdem wohne ich in einer 3-Frauen-WG. Lena gab mir ihr Zimmer. Wenn sie so weit "out bush" arbeiten, dann übernachten sie auch dort und kommen erst am Wochenende nach Hause. Auch die beiden anderen arbeiten, in der Nähe.
Ich hatte einen Termin beim deutschen Konsulat heute abend, 17:00 Ortszeit, aber der wurde krankheitsbedingt abgesagt. Dieses Konsulat scheint mir ein "eine Frau Betrieb" zu sein. Egal ob telefonisch oder per E-mail, immer antwortet dieselbe Frau. Und heute abend hat sie mir einen neuen Termin für morgen abend vorgeschlagen.
So wird die Zeit für den Weg nach Cairns langsam knapp.
Das mit dem neuen Pass hat dann erst am Freitag stattgefunden, hat aber reibungslos geklappt. War mit 245,- $/160,-€ sehr teuer, finde ich. Auch die Dokumente aus Deutschland gabs nicht umsonst und als Flugpost nochmal 110,-€
Ich machte mich sofort danach wieder auf den Rückweg, jetzt bin ich 60 Km vor Katherine.
Das Problem mit meinem zu hohen Stromverbrauch hat mir die Motivation zum Schreiben geraubt. Ich habe in Darwin sämtliche Fahrradshops abgeklappert, keiner hatte solche Teile. Ich dachte, ich muss einen neuen Kontroller in Adelaide bestellen, aber eine Adresse als Zielort angeben ist schwierig, weil die Zeitangaben beim australischen Postversand extrem unzuverlässig sind.
Vorgestern habe ich mich dann zu einem mutigen Schritt entschlossen, ich hab den Throttle (das ist der Daumengashebel) geöffnet, um reinzuschauen, ob ich einen Fehler finde und ich fand. Beim Gasgeben wird ein Magnet an einer Stromspule entlang geführt und erzeugt so eine stufenlose Steigerung der Energiezufuhr. Und weil ein Magnet ein besonderer Attraktor für Eisen ist, haben sich da einige Metallteilchen angesammelt. Das größte hat den Abstand zwischen Spule und Magnet überbrückt und so eine Art Kurzschluss erzeugt. Damit war der Kontroller überfordert. Außerdem war ein Kabel am Handgriff gebrochen und verursachte Aussetzer. Ich entfernte alle Metallteilchen, reparierte das Kabel mit Lüsterklemmen und siehe da, alles arbeitet wieder normal. Ein tolles Erfolgserlebnis wenn man mit seinem eigenen Verstand und den eigenen Händen ein so unlösbar scheinendes Problem beseitigt. Da fallen nicht nur Steine, sondern riesige Felsbrocken vom Herzen und von den Schultern.
Rings um mich heulen wieder die Dingos.
Die alte Railway Brücke, jetzt dient sie als Fußgänger und Radfahrer Weg über den gleichnamigen Fluss, den Katherine River.
Ich bin am Montag hier gut angekommen, am Dienstag habe ich eine neue Federung an meine Hinterachse gebaut, diesmal mit Stahl Spiralfedern. Die Gummis werden nach ein paar Tagen unter Belastung zu schwach, sie sind einfach zu nachgiebig. Dann habe ich noch eine Menge Lebensmittel eingekauft und nochmal 2 Reservereifen, weil ich den alten, die sind erst 3 Wochen alt und haben jetzt schon wieder 650 Km auf dem Buckel, nicht noch weitere 2000 Km zutraue. Dort ist erst die nächste Stadt. Es gibt schon einige Roadhäuser und Tankstellen, aber sicher keine 12" Reifen. Außerdem sind 680 Km vom Highway Nr.1 noch nicht mal asphaltiert und lange Etappen dazwischen, da brauch ich also mehr Wasser, das alles setzt ihnen auch mehr zu.
Ich wohne hier in einem billigen Hotel/Campingplatz for free, der Inhaber ist Philippino und ich habe schon vor 3 Wochen bei ihm gewohnt, in einem klimatisierten 4-Bett-Zimmer. Er sagte, wenn ich von Darwin zurückkomme, muss ich unbedingt nochmal hier übernachten und das mach ich jetzt, aber dies wird schon die 3.Nacht. Ich bin noch am Dienstag nachmittag aufgebrochen, aber schon nach wenigen Km stellte ich fest, dass die neue Federung ebenfalls zu schwach ist. Ich ging zurück zu Coco, schlief wieder in meinem Bett, er hatte es noch nicht abgezogen. Für die Nachbesserung ging dann auch noch fast der ganze Mittwoch drauf, aber jetzt siehts besser aus. Ich bleibe noch eine Nacht und morgen früh (Donnerstag) gehts definitiv weiter.
Das Pink Panther Hotel in Larrimah. Hier kam ich heute abend an und ich wusste schon vorher, dass ich hier gut empfangen werde. Abendessen, Bier, Brot für die nächsten Tage, Zeltplatz, Dusche, Wäsche waschen, alles umsonst für mich, nachdem ich erzählte, was ich mache. Es kennt mich ja eh jeder und beobachtet mich schon seit Tagen oder Wochen und kann so seine Schlüsse daraus ziehen. Und die Story, die ich dann erzähle, passt auch zu ihren Beobachtungen. Es gibt also keine Zweifel.
Noch ein Bild von Larrimah. Das junge Paar links mit Baby schmeißt das "Hotel". Sie kommen aus Tschechien, sind schon 4 Jahre da und hoffen, noch ein paar Jahre bleiben zu können. Der skinny man neben mir heißt Bill, ich weiß aber nicht, was sein Problem ist. Das Bier schmeckt ihm jedenfalls noch.
Heute waren Parlamentswahlen in Australien, Ergebnisse gibt es noch nicht, Experten erwarten nach Umfragen einen Sieg der sozialdemokratischen Labour Party. Der amtierende Primeminister Scott Morrison von der konservativen Liberal Party, der in Sachen Umwelt- und Klimaschutz ein Totalversager ist, stattdessen die fossilen Energieträger weiterforciert, ist damit hoffentlich weg vom Fenster. Ich beobachte die Entwicklung weiter und berichte, sobald es was Neues gibt.
Sonntag 05:00 Uhr morgens:
Die Ergebnisse der Auszählung sind inzwischen aussagekräftig und stabil, damit kann man sagen, die Labour Party hat gewonnen. Damit fällt auch (nicht nur) mir ein Stein vom Herzen. Anthony Albanese heißt der Spitzenkandidat bei den Siegern, mit ihm ist kein solcher Energiewende-Aufbruch wie in Deutschland zu erwarten, aber Morrison hat genau das Gegenteil gemacht.
So schrecklich der Ukraine Krieg auch ist, der kommende Klimawandel wird schlimmer! Deshalb ist dies das wichtigste Thema von nun an, nicht nur für mich.
90% der Fahrzeuge auf dem Highway hier im NT schleppen einen Wohnanhänger mit sich, es sind überwiegend Rentner, hier werden sie liebevoll die "grauen Nomaden" genannt. Ich sehe das nicht so wohlwollend. Oft sind es auch Wohnmobile, manche schleppen auch noch einen PKW hinter sich her, damit sie immer und überall maximale motorisierte Bewegungsfreiheit haben. Je mehr Wohlstand, desto mehr und brutaler der CO2 Ausstoß. Dass ihnen der Klimawandel am Arsch vorbeigeht, ist mir schon klar, kann ich sogar verstehen, aber nicht billigen. Für mich sind sie alle entweder unzurechnungsfähig oder extrem skrupellos, ich sehe es inzwischen als ein Verbrechen an. Hört ihr nicht, was die Wissenschaft dazu sagt? Oder versteht ihr es nicht? Oder interessiert es euch nicht? Auch zukünftige Menschen Generationen haben ein Recht auf Existenz. Um das durchzusetzen halte ich auch noch viel radikalere Gegenwehr gegen die CO2 Produktion für notwendig.
Ich sehe nun seit über 5 Jahren, dass der Klimawandel zumindest in der aus deutscher Sicht östlichen Hälfte der Welt so gut wie keine Rolle spielt. Meine Hoffnungen auf ein Überleben der Menschheit nähern sich dem Nullpunkt. Das Wahlergebnis hier in Australien ist ein kleiner Strohhalm der Hoffnung.
Ein kleiner Schock, 40 km vor Borroloola. Natürlich habe ich kein permit. Vermutlich ließe sich das online organisieren, ich glaube, sie wollen nur Geld. Aber zwischen Birdum und Borroloola gabs kein Internet, 10 Tage lang, 385 km. In Borroloola erklärte mir ein Australier, das gilt nur für ein paar Nebenstraßen, nicht für den Highway. Der hieß seit Birdum lustigerweise Carpentaria Highway, die große Bucht hier im Norden heißt Carpentaria Bay. Östlich von hier heißt die Straße Savannah Highway.
Vor 3 Tagen war ich im Heartbreaker Hotel in Mc.Arthur, genauer gesagt, auf dem Hoteleigenen Campingplatz, dort war eine Verbindung, zum Austausch von ein paar messages hats gereicht, aber zu schwach um meinen Blog zu öffnen.
Hier in Borroloola muss ich meine Lebensmittel und Wasservorräte auffüllen, die nächste Etappe ist 315 km lang, mit ohne nix. Und der Highway Nummer 1 ist über lange Strecken nicht mal asphaltiert. Wenns dann auch noch hügelig wird, brauche ich länger. Mit 60 Liter Wasser ist die Karre einfach zu schwer. Auf den letzten 385 km habe ich im Schnitt 7 Liter/Tag gebraucht, 5 davon getrunken. Die Temperatur steigt nur noch selten über 50⁰C, meistens bleibt sie unter 45, das ist dann schon fast angenehm. Alles unter 40⁰ ist gut. Frühmorgens wirds schon manchmal kühl, das kälteste bisher waren mal 12⁰. Da wünschte ich mir schon Handschuhe, die hab ich aber in Karratha zurückgelassen, Chris schickt sie mir dann (zusammen mit Schlafsack und anderen Winterklamotten) nach Cairns, ich denke, in Neuseeland werde ich sie dann wirklich brauchen.
Die Fliegenplage eskaliert hier wieder, sie machen einem das Leben da draußen zur Hölle. Man muss Masochist sein, um das durchzustehen.
So sieht der Highway Nr.1 im Osten des Northern Territory größtenteils aus. Waschbrettpiste und 10 Tage lang kein Internet. Es geht aber noch schlimmer: wenn der Sand weich und tief ist, bleibt die Karre einfach stecken. Dann muss ich abschnallen, die Lenkstange mit der Hand ziehen, und in maximaler Schräglage so halbmeterweise ziehen, mit Hilfe des Elektromotors. Den danach sofort wieder abschalten, zwischen diesen kleinen Schritten würgt der Widerstand ihn sonst einfach ab. Später, nachdem ich das meiste Wasser schon getrunken hatte und die meisten Lebensmittel gegessen, dreht das Vorderrad in solchen Fällen einfach durch und wir stecken trotzdem fest. Das kam jeden Tag ein paarmal vor. Da kommt schon fast Panik auf. Was, wenn so eine Stelle mal ein paar Kilometer lang ist, oder noch tiefer? Dann brauche ich ein paar Tage dafür. Und dafür reichen meine Vorräte bei weitem nicht. Zum Glück wars aber nie so schlimm, wie meine Phantasie befürchtete. Trotzdem hab ich nur die Hälfte der Km geschafft, die ich geplant hatte, vor allem deshalb, weil mein Akku unter solchen Bedingungen oft schon nach 15 km wieder leer war, und ohne elektrische Unterstützung geht gar nichts mehr. Dann gibts bis zur Grenze nach Queensland zwar eine Menge Flüsse, die meisten allerdings ausgetrocknet, und nur eine einzige Brücke. Aber etwa 5 mal war Wasser drin, oft einen halben Meter tief. Da musste ich jedesmal einen Ute finden, der mich rüber bringt. Nur einmal war das Wasser so flach, dass ich durchgehen konnte, die Krokodile todesmutig ignorierend.
Wenn mir ein Problem aussichtslos erscheint, neige ich dazu, in Depression zu verfallen. Diese Probleme gehören aber nicht zu denen, für die ich keine Lösung weiß. Es war nicht schwer, jemanden zu finden, der mich durch den Fluss bringt, einmal hat mich einer über 60 km mitgenommen, dann musste er rechts abbiegen. Er war Lehrer in einer Aborigine Community, nochmal 150 km von hier im Nirgendwo.
50 km vor der Grenze traf ich Lou und Kirsty, die mit einem sogenannten Campertrailer unterwegs waren. Das ist ein Anhänger, wenn man den Deckel aufklappt, entfaltet sich ein geräumiges Zelt. Sie fahren nach Hause und das ist in Yungaburra, kurz vor Cairns. Lou ist 60, ein fitter junger skinny Mann, aber ich bin noch dünner. Nachdem sie meine Geschichte gehört hatten, boten sie mir einen Lift an, so weit ich will. Oh ja, und wie ich will. Ich liege schon eine Woche hinter meinem Zeitplan zurück, also mindestens 250 km. Wir banden meinen Anhänger auf dem Dach ihres Anhängers fest, das war möglich, nachdem ich ihn fast völlig entleert hatte, und sie hatten noch ausreichend Stauraum für das ganze Zeug in ihrem Ute. Lou hat den Luftdruck in den Reifen vermindert um die Traktion, den Komfort und die Sicherheit zu verbessern und er fährt hier langsam, etwa 65 km/h. Andere brettern mit 100 km/h und prallen Reifen über diese Waschbrettpiste, was wahrscheinlich einige Reparaturen anschließend erforderlich macht. Und sie wirbeln eine Staubwolke auf, dass man die Hand vor den Augen nicht mehr sieht. Wie ich da noch atmen soll, weiß ich auch nicht. Die Hälfte der Fahrer denkt aber mit und reduziert wegen mir die Geschwindigkeit. Und nochmal die Hälfte davon bleibt sogar stehen und fragt, was ich da mache und ob ich was brauche. Sind eh nur 3 bis 4 Autos pro Stunde. Jetzt sind wir 350 km weiter und dafür haben wir 2 Tage gebraucht. Gestern übernachteten wir an einem fast ausgetrockneten kleinen See, sehr idyllisch, ein paar km abseits des Highway, wo alle Tiere aus der Umgebung zum Trinken hinkommen. Es gibt eine Menge Fußabdrücke von wilden Pferden dort. Gesehen hab ich keines, aber schwere Geräusche in der Nacht ließen mich vermuten, dass sie da waren. Unterwegs sah ich auch die Footprints von wilden Eseln und ich hörte auch ihre Schreie. Dann soll es da auch Kamele geben, aber deren Haupt-Lebensraum ist Zentral-Australien. Lou ist leidenschaftlicher Hobby Photograph, hat einen Apparat mit Riesenteleskop und legte sich kurz vor Sonnenuntergang und im ersten Morgenlicht auf die Lauer. Seine Spezialität sind Vögel, und er war auch erfolgreich. Die meisten dieser Vögel hab ich noch nie gesehen, weil sie so großen Abstand zu Menschen halten. Aber hören kann ich sie alle. Es müssen gefühlt tausende verschiedene Arten sein. Neben den Fliegen gehören die Vögel zu den erfolgreichsten Arten in Australien, aber noch mehr die Termiten:
So sieht das schon seit ein paar tausend Kilometern immer wieder mal aus, oft über weite Strecken. Es müssen viele Trilliarden sein. Mir gegenüber sind sie ziehmlich harmlos, sie interessieren sich nicht die Bohne für mich. Ich kann einen halben Meter neben so einem Bauwerk zelten und höchstens ein paar Kundschafter besuchen mich im Zelt oder ich finde sie auf dem Anhänger. Obwohl in jedem wohl Millionen von Individuen hausen. Und ihr Baustil ändert sich alle paar hundert km. Mancherorts bauen sie Riesenburgen mit 3 m Durchmesser und 3 m Höhe, aber dann alle. Hier sind sie schlank und maximal 2 m hoch.
Das sind Lou und Kirsty bei den Leichhardt Falls. Der Fluss hat zwar Wasser, aber der Wasserfall ist zu einem Rinnsal vertrocknet. Ab hier bin ich wieder zu Fuß weitergegangen. Um rechtzeitig Cairns zu erreichen muss ich nun 35 km jeden Tag gehen und hab dann noch ein paar Tage Spielraum, es sind noch etwa 700 km, aber zum Schluss sehr bergig. Habe noch keine Ahnung, wie ich meinen Anhänger nach Neuseeland bringe. Ich befürchte, er ist zu groß und zu schwer für ein Passagierflugzeug.
Ich bin hier in Normanton in einem Caravanpark, brauche mal wieder eine Dusche und eine Waschmaschine für meine Klamotten. Außerdem gibts hier Internet, so kann ich mal wieder meinen Blog weiterschreiben.
So sah der Transport meines Camper Trailers auf dem von Lou und Kirsty aus. Nun, nachdem ich den Highway Nr.1 im Northern Territory erlebt und überlebt habe, ist mir klar, warum die meisten Australier solche Autos fahren. Mit einem "normalen" Auto ist es nicht möglich, diese Straße zu befahren. Andere Fahrer versicherten mir, dass dies noch lange nicht die schlechteste ist. Australien ist ein riesiger Kontinent (hab hier schon über 17.000 km zurückgelegt) und mit nur 25 Millionen Einwohnern kann man ein so langes Staßennetz einfach nicht perfekt ausbauen.
Damit wird auch klar, warum der CO2 Ausstoß in Australien doppelt so hoch ist, pro Kopf, wie der in Deutschland. Dieses Rentnerpaar hat Australien so schon ein paarmal umrundet und kreuz und quer durchquert. Ich habe die beiden schon mal getroffen, vor 2 Jahren in der Nähe von Broken Hill. Wenn man es sich leisten kann, eskaliert der Materialismus. Die Australier schleppen ihren gesamten Besitz überall hin mit. So sind die meisten Autos immer mit Anhänger unterwegs und auch ihr Zugfahrzeug ist voll beladen bis zum geht nicht mehr. Und wenn es nicht das Stadtauto ist, dann ist es ein Boot, ein Quad oder ein Motorrad. Jedenfalls immer etwas, das fossile Treibstoffe braucht. Freizeitgestaltung ohne CO2 Ausstoß ist sinnlos und langweilig, die reinste Zeitverschwendung.
Langsam sehe ich kaum noch eine Chance für die Menschheit, die kommende Klimakrise zu überleben. Diese Ignoranz ist atemberaubend.
Das begegnet mir öfters. Einspurige Brücken am Highway Nr.1. Und dann auch noch ein Verbot für Fußgänger, ohne eine Alternative anzubieten. Was soll ich machen? Ich habe schon in Deutschland gelernt, Verbote, deren Sinn und Zweck ich nicht verstehe, nicht zu ignorieren (ich nehme sie sehr wohl zur Kenntnis), aber sie zu missachten.
Ich muss mal wieder das Wetter beschreiben. Auch hier spielt die Windrichtung die Hauptrolle, wie im Süden ist es bei Südwind kälter. Hier wirkt das Kontinentalklima genauso wie die Antarktis, aber nur jetzt im Winter. Im Sommer ist es umgekehrt, dann ist das Zentrum von Australien am heißesten. Angeblich. Die Tageshöchstwerte erreichen jetzt noch 35⁰, können aber auch auf 20⁰ sinken, während der Nacht kühlt es ab auf meistens so um die 15⁰. Der kälteste Morgen hatte 8⁰, der wärmste 20, in den letzten 3 Wochen. In Asien habe ich mich noch lustig gemacht über die Leute, sie sagten mir, wenn es kälter als 20⁰ ist, dann frieren sie. Jetzt muss ich über mich selber lachen, weil mich unter 20⁰ friert. 8⁰ war schon schmerzhaft. Aber langsam gewöhne ich mich wieder an niedrigere Temperaturen. Seit meinem Start in den Kimberleys Mitte März, hat es nicht mehr geregnet, nirgends. Aber langsam geht es bergauf, vor mir liegt das höchste Gebirge von Queensland, die Straße steigt bis kurz vor Cairns auf über 700 m, dort ist schon Nachtfrostgefahr und es regnet oft.
Ich bin hier wieder in einem Caravanpark, zum duschen und Wäsche waschen. Wie zuletzt in Normanton brauche ich nichts zu bezahlen, so famous bin ich inzwischen.
Die langen Etappen sind jetzt vorbei, das längste was jetzt noch kommt, ist 120 km von Mt. Surprise nach Mt. Garnet, vermutlich ziehmlich bergig. Die beiden zusätzlichen Kanister an den Außenseiten meines Anhängers werde ich hier also entsorgen. Ich nehme an, sowas brauche ich erst wieder in Argentinien.
Das höchste, habe ich gestern gesehen, waren 800m.
Seit 4 Tagen habe ich keine Sonne mehr gesehen, immer bewölkt, immer wieder kleine Nieselregen, heute fast durchgehend, und morgen solls genauso weitergehen. Das bedeutet: keine Sonnenenergie mehr für meinen Motor, selber ziehen soviel ich schaffe, angesichts der Höhenmeter eine Herausforderung. So hoch war ich in ganz Australien, abgesehen von Tasmanien, noch nie. Und das Wetter, saukalt. Maximal 12⁰ heute. Die Leute sagen, ungewöhnlich für die Jahreszeit. Regenzeit ist hier im Sommer und jetzt ist Winter, und die Kälte ist auch unüblich.
Hier bin ich wieder in einem Caravanpark, um meine Batterie aufzuladen und ein paar Sachen zu trocknen, die heute morgen beim Einpacken nass geworden sind.
Dort schlief ich letzte Nacht, hinter dem Steinehaufen verläuft die Straße. Ich nehme an, diese schwarzen Steine sind vulkanischen Ursprungs, haben beim Straßenbau gestört oder wurden von Farmern zusammengetragen, um mehr Weidefläche für ihre Rinder zu gewinnen. Schon seit Tagen ist das Land hier übersäht damit.
Ach ja, ich habe seit Katherine ein neues Zelt. Die teuren halten auch nicht viel länger als die billigen, und sie sterben immer nur wegen der Reißverschlüsse. Daran sollten die Hersteller nicht so sparen.
Ravenshoe ist die höchste Stadt Queenslands. Das ist jetzt meine erste Erfahrung mit richtigen Bergstraßen. Das Ergebnis: auch dafür reichen die max. 60 W (theoretisch 100 W) meiner Solaranlage nicht aus. Ich bräuchte das doppelte hier. Seit gestern scheint zwar wieder die Sonne, aber die Tage sind mit 11 Stunden doch relativ kurz. Ich muss hier nicht mehr so viel Wasser mitschleppen, aber auf steilen Straßen mit bis zu 10% Steigung ist der Motor einfach zu schwach. Ich muss dann kräftig ziehen, aber wir werden trotzdem langsamer. Bei hoher Belastung und niedriger Drehzahl arbeitet der Motor sehr ineffizient, das ist schon fast ein Kurzschluss. Der Stromverbrauch steigt dabei überproportional an. Außerdem gibt es hier wieder richtige Wälder mit hohen Bäumen die viel Schatten spenden, ist leider schlecht für meinen Solarstromertrag.
Gestern habe ich auf 1100 m Höhe übernachtet, den Wald muss man eher Dschungel nennen. Fast undurchdringlich, vom vielen Regen getränkt, aber da war ein Weg, der nicht oft begangen wird, dort fand ich einen Platz für mein Zelt. Ich hätte niemals geglaubt, dass es 17⁰ südlich vom Äquator so kalt werden kann, 4⁰C beim Sonnenaufgang.
Von da an gings überwiegend bergab, da haben sich meine Stromspeicher wieder etwas erholt und ich schaffte doppelt so viele Kilometer wie bergauf.
Ich besuche hier Kirsty und Lou. Ich habe noch nicht alles über die beiden Freunde berichtet. Nach dem Lift auf dem fürchterlichen Savannah Way von Northern Territory nach Queensland hatte mein Inverter (der macht aus 12 Volt Gleichstrom von der 1. Batterie 240 Volt Wechselstrom für das Ladegerät der Fahrradbatterie) den Geist aufgegeben. Lou hatte in seinem Camper trailer auch sowas, etwas größer und stärker (für andere Zwecke). Den hat er einfach ausgebaut und mir mitgegeben. Hat diese 4 Wochen wunderbar funktioniert. Dafür nahmen sie meinen kaputten mit und konnten ihn irgendwo auf Garantie (immer noch) gegen einen neuen eintauschen. Ja, und jetzt tauschen wir wieder zurück. Und eine weitere Heldentat: ich hatte ein Paket mit Winterklamotten und Schlafsack in Karratha zurückgelassen und mit Chris vereinbart, dass er es postlagernd nach Cairns schickt, 4 Wochen bevor ich dort ankomme. Das haben wir dann geändert und er schickte es zu Kirsty und Lou nach Yungaburra. Und weil die beiden wussten, wie hoch diese Berge, die Gillies Ranges sind und wie kalt es dort oben werden kann, fuhren sie 200 km weit (und wieder zurück), um mir das Paket zu bringen, bevor ich dort war. Das war eine riesige Erleichterung für mich. Ich erkenne inzwischen, dass ich ohne die Hilfe von so vielen großartigen Menschen, die sich einfach für mein Abenteuer begeistern können, vermutlich nicht so weit gekommen wäre. Ohne sie wäre alles viel schwieriger und frustrierender abgelaufen, ich glaube, ich hätte dabei den Mut verloren, weiterzumachen. Ihre Begeisterung ist für mich immer ein Motivationsschub.
Das ist eine Sehenswürdigkeit, nur 2 km südwestlich von Yungaburra, die ich auch als solche anerkenne. Ich habe diese Bäume in Asien oft fotografiert, weil sie mich so fasziniert haben. Hier habe ich gelernt, dass es sich um einen gondwanischen Feigenbaum handelt: ein Figtree. Die fangen als Schmarotzer Pflanze an, wachsen wie Efeu als dünne Triebe an anderen Bäumen hoch, umschlingen diese und werden dabei immer stärker. Schließlich strangulieren sie ihren Wirtsbaum, der dann irgendwann abstirbt. Meistens können sie dann schon alleine stehen. Als Stützhilfe wachsen von ihren Ästen diese Luftwurzeln senkrecht nach unten, und wenn sie den Boden berühren, schlagen sie sofort Wurzeln und die anfangs nur wenige Millimeter dünnen Triebe wachsen sich zu richtigen Stämmen aus. Ihre Früchte sehen genauso aus wie die südeuropäischen Feigen, sind aber nichtmal kirschgroß und sie sind nur Vogelfutter. Die Blätter haben keine Ähnlichkeit.
Dieser Gigant hier ist vor langer Zeit mit seinem toten Wirtsbaum umgestürzt und ein anderer Riese hat sie aufgefangen. In dieser Schräglage haben die Luftwurzeln dann die Szene stabilisiert. Von dem Wirts- und dem Stützbaum ist längst nichts mehr übrig.
Die Äste da oben in luftiger Höhe sind so groß und schwer wie richtige Bäume.
Vor etwa 4 Wochen hielt ein Motorradfahrer neben mir, das war noch vor Normanton, und er lud mich ein, in Cairns bei ihm zu wohnen. Solange ich will oder muss. Und da bin ich jetzt, schon seit Montag. Am Mittwoch ist mein Visum abgelaufen, ich bin jetzt also illegal, was schwerwiegende Konsequenzen haben kann, bis hin zur Inhaftierung und Abschiebung nach Deutschland (natürlich auf meine Kosten). Verständlich, dass ich ziehmlich im Stress war, oder? Mein Gastgeber, Lester heißt er, sagte, notfalls würde er mich in der Scheune verstecken. Es gibt für solche Fälle auch ein Überbrückungsvisum, ironischerweise kann man das aber erst beantragen, nachdem das gültige Visum abgelaufen ist. Ich habs vorher 3 Tage lang verzweifelt versucht, erfolglos. Immer sagten sie zum Schluss, ich bin nicht berechtigt, dieses Visum zu beantragen. Erst am Donnerstag lief es reibungslos. Kann das irgendwer verstehen? Ich nicht. Aber sie fragten auch nach meinen Plänen für die Ausreise und wollten Beweise dafür (Flugticket). Also musste ich erst das Ticket besorgen, ein weiterer Alptraum. Man kann kein Holz nach Neuseeland einführen, es sei denn, es wurde desinfiziert (fumifiziert), mit Zertifikat. Kostet 800 $, der Transport per Luftfracht vermutlich nochmal soviel. Das bedeutet, Neuseeland ist gecancelt. Nach Chile ist Holz kein Problem, Luftfracht 1000 $. Mein Ticket nach Neuseeland würde 700 bis unbegrenzt kosten, je nachdem, wann ich fliege. Im September wärs billiger. Heute hab ich einen Flug nach Santiago de Chile gebucht für 1.600$, am 27.07. Vielleicht kann ich den Anhänger als Sportequipment mitnehmen, das wissen nicht mal die Profis im Flugzentrum in Cairns, und sie können es auch nicht herausfinden, die Fluggesellschaften äußern sich nicht dazu, das lässt sich erst am Schalter im Flughafen klären. Kosten, ein Lotteriespiel. Jetzt habe ich noch 10 Tage Zeit zu überlegen, ob ich es riskiere, ihn gleich zerhacke, oder ob es noch andere Möglichkeiten gibt.
Dann habe ich gleich meinen Visumantrag fertig ausgefüllt und eingereicht, spät abends kam per E-mail eine Empfangsbestätigung.
All das hätte ich nicht 2 Monate früher irgendwo im Nirgendwo, meistens ohne Internet, machen können, ich wusste ja nichtmal, welche Probleme auf mich zukommen.
Trotz vieler dringender Appelle das nicht zu tun, habe ich mich gegen Corona impfen lassen, sonst wäre meine Reise hier in Australien beendet gewesen. Ohne kommt man nirgendwo mehr rein. Und ich habe keinerlei Nebenwirkungen verspürt.
Immer noch. Das Überbrückungsvisum habe ich bekommen, somit bin ich wieder legalisiert. Meinen Anhänger hab ich zerhackt und in die Mülltonne entsorgt, die Räder und alles nichthölzerne Zubehör nehme ich mit und werde in Santiago einen neuen bauen. Auch die Batterien und das Solarpaneel lass ich da. Batterien sind Gefahrgut, und ich bin von Pontius zu Pilatus gelaufen, erfolglos. No way, sie nach Übersee zu bringen. Und es gibt auch gute Gründe, mir drüben eine neue PV Anlage anzuschaffen. Ich habe hier einen Menschen kennengelernt, Sigi heißt er und er kennt sich mit Photovoltaik besser aus als alle, die ich bisher gefragt habe. Er ist elektronik Ingenieur, auch deutscher, etwa mein Alter und der sagt, ich brauche weder die 12 Volt Batterie, noch den Controller, den Inverter und das 36 Volt Ladegerät. Ich kann z.B. 3 kleinere Paneele in Reihe schalten und den Strom dann direkt in die E-bike Batterie einspeisen. Die haben dann auch 36 Volt Nennspannung, genauer gesagt, hängt die Spannung vom Ladezustand der Batterie ab. Je niedriger der ist, desto geringer ist ihr innerer Widerstand, desto mehr Strom fließt und desto niedriger ist die Spannung. Umgekehrt fließt weniger Strom wenn die Batterie voll wird und die Spannung steigt. Und die kann dann bis auf 60 oder 70 Volt steigen. Damit können die Solarpaneele also immer noch Strom in die "volle" Batterie pressen, was diese natürlich dann zerstört. Ich muss also vorher die Verbindung unterbrechen, dann ist alles ok. Das beste an der Variante ist aber, ich habe viel weniger Verluste. Man kann davon ausgehen, dass die 12 Volt Batterie nur einen Wirkungsgrad von 85% hat, ebenso jedes dieser Geräte, die ich grad aufgezählt habe. Das sind also 4 mal 15% weniger, wenn ich das hochrechne, bleibt am Ende nur die Hälfte der Energie vom PV Modul übrig. Bei der Direkteinspeisung sind es 100%. Ich fand ein kleines Messgerät, das wird mir den Ladezustand der Batterie genau anzeigen, ich kann eine Obergrenze einstellen bei der es mich akustisch informiert und dann kann ich sie rechtzeitig ausstöpseln.
Den Flug am Mittwoch hab ich vermasselt. Ich wusste, dass ich für Neuseeland ein sogenanntes ETA brauche, das ist so eine Art Transitvisum, weil alle Flüge zwischen Australien und Südamerika in Auckland, Neuseeland, zwischenlanden. Auch wenn es nur eine halbe Stunde ist. Man kann es online beantragen und ich dachte, das kann ich auch in Brisbane machen, dort ist die erste Zwischenstation. Aber der officer am Schalter sagte, die Bearbeitung meines Antrags kann 72 Stunden dauern, und ohne dürfen sie mich nicht in das Flugzeug nach Neuseeland einsteigen lassen. Dann sitze ich in Brisbane am Flughafen und wie soll ich von dort meinen Flug umbuchen lassen? Zu kompliziert, ich blieb also in Cairns. Lester hat mich wieder abgeholt. Inzwischen habe ich dieses fucking ETA beantragt, und eine halbe Stunde später hatte ich es! Per E-mail. Wer würde sich da nicht verarscht fühlen? Das passierte, weil ich immer noch nicht gut genug englisch verstehe und die Google Übersetzungen sind auch oft so schlecht, dass man es mit bestem Willen und Fantasie nicht versteht. Abgesehen davon habe ich auch das Beamtendeutsch nie verstanden.
Jetzt hab ich einen neuen Flug am 6. August und habe ein neues Bridging Visa beantragt.
Der Spaß kostete 660 $ extra. Das sind die unschönen Seiten einer Weltreise.
Diesmal hat alles geklappt. Jetzt bin ich in Sydney am Flughafen und ich übernachte hier, morgen früh um 09:30 gehts weiter nach Neuseeland, Ankunft 14:30. Der Flug dauert zwar nur 3 Stunden, aber die neuseeländischen Uhren sind schon 2 Stunden weiter. Start nach Santiago am Sonntag abend, 18:40. Der Flug dauert 11 Stunden, Ankunft dort am Sonntag mittag, um 13:40. Das ist kein Schreib- oder Rechenfehler, das stimmt! Wenn ich in Auckland starte, ist es in Santiago zwar schon 02:40, aber nicht Montag, sondern Sonntag, wegen der Datumsgrenze östlich von Neuseeland. In Südamerika gibts wieder eine neue Seite.
Mein aktueller Kilometerstand: 8.711 seit Adelaide 17.972 gesamt Australien
44.367 seit Deutschland