BLOG 18 Kerala

Mo 16.04.18 Kazhivoor (km 8.282)

Zuerst mal wieder ein interessanter Länder Vergleich: Kerala ist nur halb so groß wie Bayern, hat aber zweieinhalb mal so viel Menschen, dh. pro Qkm 5 mal so viel, damit ist es einer der am dichtesten besiedelten Bundesstaaten. Es zieht sich als schmaler Streifen an der Südwest Küste entlang.

Bei der Neuaufteilung der Bundesstaaten 1956 hat man die Grenzen nach den Sprachgrenzen festgelegt, und die Landessprache heißt Malayalam. Es soll auch einer der wirtschaftlich und sozial bestentwickelten Staaten sein, mit dem höchsten Alphabetisierungsgrad und was die gesellschaftliche Stellung der Frauen betrifft. 

Die Backwaters

Di 17.04. Pallithura (km 8315)

Die nächstgrößere Stadt heißt Thiruvananthapalam und liegt etwa 10 km hinter mir, also südöstlich, die haben sogar einen internationalen Flughafen.

Letzte Nacht hab ich in einer römisch katholischen Kirche geschlafen, genauer gesagt in einem Nebengebäude davon. Pallithura Church heißt sie. Jemand hat mich dorthin gelotst und mich direkt zum Chef gebracht. Und der war ziemlich begeistert von mir und hat mir diesen Abstellraum zugewiesenen. Der Fußboden war sauber genug, so dass ich auf mein Zelt verzichten konnte. Hier habe ich zum ersten Mal das Moskitonetz verwendet, das mir die Familie Reissig kurz vor ihrem Abflug überlassen hat. Danke nochmal, es hat super funktioniert und ist schnell und einfach zu handhaben. 

Der Süden von Kerala ist eine Christen Hochburg erst nach 20 km sah ich den ersten kleinen, zaghaften Hindu Tempel, dafür durchschnittlich jeden km eine Christen Kirche, manche davon riesengroß und alle neu und modern. 

Diese Palmenart hat schwarze Kokosnüsse. 

Drinnen ist eine geleeartige Masse, farblos und klar. Die Inder und auch die Sri Lanker fahren drauf ab, ich nicht. 

Do 19.04. Karunagappalli (km 8393)

Internet ist hier wieder lückenhaft.

Gestern hab ich mal wieder in einem Hotel geschlafen, für 300 Rupies. Bluewater Beach Ressort. Klingt teuer, sieht auch so aus, aber innen betreiben sie deutlich weniger Aufwand. Indischer Hygienestandard. Dort hat mich jemand hingeführt, der wohl mit der Inhaber Familie verwandt ist. Sie haben so viel Grund ringsum, dass sie ihn verkaufen. 20.000 € für einen Hausbau Grund, sagt er. Ich vermute, sie würden ihn auch für 5000 hergeben. Nein, nein, keine Angst, ich trage mich nicht mit solchen Gedanken. Aber andere haben das wohl gemacht, da stehen einige Privathäuser in der Nähe. 

Heute hat mich wieder ein Motorradfahrer abgeschleppt. Er war mit seiner Tochter unterwegs, die ist 8 Jahre alt und kann hervorragend gut englisch, im Gegensatz zu ihrem Vater, der das typisch indisch englische Kauderwelsch spricht. Sie geht in eine Schule, die Englisch als Schwerpunkt betreibt.Ich durfte mich wieder hinten aufs Motorrad setzen, die Tochter musste auf den Tank ausweichen. So hat er mich zu seinem Haus in einer Seitenstraße gebracht. Dort lebt er mit seiner Frau, 2 Töchtern, Vater und Schwiegermutter, und sie haben sogar noch ein Gästezimmer. Das war das schönste, modernste und sauberste Haus, das ich bisher in Indien gesehen habe. 

Nach 2004 haben sie hier überall an der Küste so einen Steinwall aufgeschüttet, zum Schutz vor Tsunamis. Ich dachte, das Seebeben, welches den verheerenden Tsunami 2004 ausgelöst hat, war irgendwo im Golf von Bengalen, also auf der Ostseite von Indien. Auch auf Sri Lanka wurde diese Vorstellung immer wieder bestätigt, dort waren vor allem der Osten und Norden betroffen. Hier bin ich aber auf der Westseite von Indien. Harilal (so heißt mein heutiger Gastgeber) erzählte mir, in seinem Stadtteil, der bis an die Küste reicht, seien 25 Menschen dabei ums Leben gekommen. 

Fr 20.04. Thottappalli (km 8433)

Heute habe ich unterwegs noch ein paar Leute nach dem Tsunami befragt und alle haben es bestätigt, dass sie auch betroffen waren. Ein Junge erzählte mir, dass auch er an diesem Tag auf dieser Straße war, die nur durchschnittlich 15 Meter vom Meer entfernt ist, zum Glück nur zu einer anderen Uhrzeit. Er war noch ein Kind und fuhr mit seinen Eltern zur Hochzeit seines Bruders. In seinem Dorf sind 200 Menschen gestorben. Jetzt ist neben dieser Straße der Steinwall, 2 Meter hoch. Ob das ausreicht? Es weht ein kräftiger Westwind und wenn größere Wellen auf die Steine prallen, spritzt die Gischt schon mal bis auf die Straße. Ohne den Steinwall muss das noch schlimmer gewesen sein, die Straße liegt höchstens 2 Meter über dem Meeresspiegel und momentan hat es Flut. Hier ist grad ein 10 km langer schmaler Landstreifen zwischen dem Meer und einer Lagune, einem Backwater. Hier ist die Straße und da stehen, hauptsächlich rechts von mir, ein Haus neben dem anderen. Ganz Kerala scheint mir, bis jetzt jedenfalls, entlang der Küste, eine einzige Stadt zu sein. Die Dörfer sind fast lückenlos zusammengewachsen. 

Hier ist der Landstreifen unterbrochen durch die Verbindung der Lagune mit dem Meer. Die Fähre ist ein Fischerboot für maximal 10 Passagiere. Die Überfahrt kostet 20 Rupies. 

Sa 21.04. Omanapuzha (km 8464)

Gestern hab ich im Thottappalli Beach Park genächtigt, in einem Betonpavillon mit schwarzen Granit Fliesen, direkt an der Lagune. Nachts kam noch jemand, hat sich neben mein Zelt gelegt und geschlafen. Moskitoschutz betreibt hier keiner. Morgens um 5 bin ich wieder aufgestanden, da war er schon weg. Um halb sechs bin ich losgezogen, da kamen die ersten Jugendlichen in den Park. Die Sitte, nicht nur unter der Jugend, abends nicht schlafen zu wollen und morgens nicht aufzustehen, gibt es nur im verwöhnten Mitteleuropa. 


Jetzt muss ich doch auch so einen Rock tragen. Hier hab ich gefrühstückt, das neben mir ist der Wirt. Und der meinte, meine kurze Laufhose sieht unmöglich aus, die Inder verwechseln sie mit einer Unterhose. Wenn ich schon keine lange Hose tragen will, muss ich wenigstens diesen traditionellen Rock tragen. Gut, ich probiere es mal. Unter praktischen Gesichtspunkten ist er unmöglich. Es ist ein rechteckiges Stück Stoff, so groß wie ein Leintuch für ein Singlebett. Ich muss ihn fast 2 mal um meinen Bauch wickeln und das Ende einfach unter den Stoff klemmen. Dann ist er Bodenlang. Meine Beinfreiheit wird dadurch so eingeschränkt, dass ich nur noch Trippelschritte machen kann. Meist schlagen die Männer den unteren Rand hoch und stopfen ihn auch noch in die Hüfte. Dadurch wird die Beinfreiheit viel besser, aber immer noch nicht gut genug. Außerdem trage ich jetzt 4 Schichten, das ergibt einen unmöglichen Stoffwulst um meine Hüften. Vielleicht ist er mir einfach nur zu groß. Und das nächste Problem ist, ich schwitze permanent, das saugt sich langsam alles voll, wird immer schwerer und klebriger, kurz, die dümmste Erfindung in der Geschichte der Menschheit. Gut, das Problem mit dem Schwitzen haben die Inder nicht, ich bin der einzige, der hier schwitzt. Aber etwas positives hat der Rock doch: die Zahl der Belästigungen hat schlagartig um 80% abgenommen. Und die restlichen 20 sind fast nur noch die freundlich gemeinten. Immer noch erkennt mich jedes Kind sofort als Ausländer, trotzdem halten jetzt die meisten der ungebildeten Erwachsenen einfach den Mund. 

Die riesigen Jackfruits. 

So 22.04. Kochi (km 8506)

Ich bin doch wieder auf meine lange Hose umgestiegen, die ist noch das kleinere Übel. Die Hosenbeine hab ich bis über die Knie hochgekrempelt, das geht, gemessen am Feedback, genau so gut wie der Rock. Ich werde also Ausschau halten nach einer Hose mit halblangen Beinen. 

Wenn man das hochrechnet auf einen Baugrund mit in Deutschland üblicher Größe, kommt man auf gerade mal 150 €. Und das in einem Land, in dem 4 mal soviel Menschen pro Qkm leben als in Deutschland. 



Neulich hat mich jemand vor einer Weiterreise über Indien hinaus gewarnt. Er weiß nicht wo, aber irgendwo muss es eine Grenze geben, die man nicht überschreiten darf. Die Erde ist nämlich eine flache Scheibe.

Ich weiß, dass diese Vorstellung weit verbreitet ist und ihre Anhänger behaupten einfach, alles andere wäre eine Verschwörung. Ich gehe davon aus, dass ich das mit meiner Reise zweifelsfrei widerlegen kann. Wenn ich mich durchschnittlich nach Osten bewege und ich von Westen wieder nach Hause komme, dann kann die Erde nur eine Kugel sein.

Für mich ist es jetzt schon bewiesen. Wenn ich zuhause anrufe und nach der Uhrzeit frage, bestätigt mir jeder einen Zeitunterschied von dreieinhalb Stunden. Auch hier steht die Sonne um etwa 12 Uhr Mittags am höchsten. Das heißt, die Erdoberfläche ist, zumindest bis hierher, gewölbt. Und warum soll sich das auf meiner Weiterreise ändern? 

Die christlichen Kirchen sind fast alle neu, modern, riesig groß und strahlen jede Menge Protz aus. 

Heute Abend habe ich mit einer Gruppe junger Männer gesprochen, unter anderem über die Religion. Auch hier sind die Christen in der Mehrheit. Heute ist Sonntag und vor den Kirchen haben sich den ganzen Tag die Menschen gestaut. Predigt und Gesang wurden per Lautsprecher nach draußen übertragen, so laut, dass man es Kilometer weit hörte.

Diese Männer, so um die 30 Jahre alt, waren die ersten Rebellen die ich getroffen habe. Sie bezeichnen sich als gläubige Christen, gehen aber nicht in die Kirche. Vom Pfarrer bis zur Kirchenführung halten sie alle für korrupt und geldgierig. Für Geld verkaufen sie Vergebung der Sünden oder zumindest die Hoffnung darauf, nötigen die ärmsten zu Spenden und Beiträgen und stecken das meiste davon in die eigenen Taschen. Sie haben keine Scheu oder Skrupel, ihren Reichtum zu zeigen, fahren die fettesten Autos und behängen sich mit Goldschmuck. Aber sie lieben Jesus. All die Geschichten darüber sind wahr, nur die Kirche mißbraucht heutzutage ihre Macht. So reden sie, frei übersetzt. 

Mo 23.04. Vypin (km 8532)

Gestern: Zweirädrige Schub-oder Zugkarre mit Kochtopf für Großküchen.

Ein Zeitungsreporter hat ihn aufgehalten, damit wir zusammen hintereinander gehen können und er uns so fotografieren kann. Dann machte er noch mindestens 100 Bilder von mir von allen Seiten und befragte mich ausführlich über meine Reise. Meine Gage war ein Glas Tee. Schon heute war sein Bericht in einer lokalen Tageszeitung, jetzt fragen mich immer wieder Leute, ob ich der Deutsche bin, der zu Fuß um die ganze Welt geht. Heute Abend wollte mich ein junger Motorradfahrer mit nach Hause nehmen, wo ich übernachten könnte. Er war noch keine 14 Jahre alt. Aber er muss vorher seine Eltern fragen, ich soll 5 Minuten hier warten. Er kam tatsächlich nach 5 Minuten wieder und musste mir absagen. Seine Eltern wollten das nicht. Er hat sich für sie entschuldigt und ihre Ängstlichkeit bedauert. Dann meinte er, ich solle zur Moschee gehen, dort kann ich bestimmt umsonst übernachten. Die Moschee war 3 Minuten entfernt. Zuerst sah es weniger gut aus, der erste glaubte nicht, dass das geht. Dann kamen immer mehr Leute dazu, einer hat jemand kompetenten angerufen, sie können das nicht alleine entscheiden. Ein paar von ihnen hatten den Zeitungsartikel über mich gelesen und berichteten nun den anderen davon. Dadurch hat sich die Stimmung verändert. Als der Mufti kam, brauchte ich nicht mehr viel zu sagen, ich bekam einen Abstellraum, wo ich wieder unter meinem Moskitonetz schlafen kann. Die sanitären Bedingungen sind bei den Moscheen die besten. Waschgelegenheiten, Toiletten, alles da. 

Di 24.04. Chamakkala (km 8566)

Das ist jetzt die tatsächlich das erste Mal, dass ich bei Regen im Zelt schlafe, und jetzt offenbaren sich die Mängel. Während ich alles, was ich nicht im Zelt brauche, wieder in meine Box einpacke, beginnt ein heftiger Regen. Ich beeile mich, ins Zelt zu kommen, aber der Eingang ist so gestaltet, dass dabei schon eine Menge Wasser hinein regnet. Der Boden ist auch nicht mehr dicht, auch da sickert Wasser ein. Auf der Innenseite der Außenhaut bildet sich Kondenswasser und das tropft jetzt von oben auf mich. Zum Glück ist der Spuk nach einer viertel Stunde vorbei, aber das hat gereicht, dass jetzt alles im Zelt nass ist. 


Mi 25.04. Chettuva (km 8592)

Es war nicht so schlimm, wie ich gestern befürchtet habe. Mit einem trockenen Handtuch auf der Isomatte konnte ich gut schlafen. Das nasse Zeug musste ich heute allerdings alles waschen.

Mein erster leibhaftiger Elefant, seit ich in Indien angekommen bin. 

Do 26.04. Ponnani (km 8621)

Das ist eine Art Kartoffeln: Tapioka, auf spanisch und portugiesisch heißen sie genauso. Die Schale ist sehr hart, das Schälen erinnert an das Entrinden von Baumstämmen. Gekocht haben sie eine etwas festere Konsistenz und mehr und einen anderen Geschmack als unsere Kartoffeln. Hier machen sie frittierte Chips draus. Das einzige Problem dabei ist das Öl, ich weiß nicht, welches und wie lange sie es verwenden. Der Geschmack ist fantastisch. 

Mich begeistert immer wieder, wie schön sie ihr Obst und Gemüse präsentieren. Ich glaube, das Auge kauft mit, will sagen, dass die Optik bei der Kaufentscheidung nicht unerheblich ist. 

Heute habe ich ein Hotel für 200 Rupies gefunden (2,50€).Zuerst hat er gesagt, er hat kein Zimmer frei. Als ich schon wieder gehen wollte, hatte er doch eines, aber das ist schmutzig. Ich bat ihn, es mir zu zeigen. Ja, es war schmutzig, das Bett hatte keine Matratze sondern einfach Holzbretter, das sehe ich eher als Vorteil, wegen dem Ungeziefer. Ich habe ja meine Isomatte und mein neuer Rock passt als Leintuch ideal. Den Fußboden möchte ich nicht barfuß betreten. Aber es hat wenigstens Fenster. Ok, ich nehme es, etwas anderes werde ich in diesem Kaff nicht finden. Und eine weitere Regennacht reizt mich auch nicht. Und hier kann ich das Moskitonetz aufhängen. Dazu muss ich nur das Bett etwas verschieben und dabei wird offenbar, dass darunter eine Müllhalde ist. Die Dusche funktioniert natürlich nicht, aber für mich ist ja schon ein Wasserhahn Luxus. Und ich wasche bei diesen Gelegenheiten immer meine Wäsche, das ist viel einfacher als unterwegs und trocknen kann sie auch über Nacht. Allein das ist schon die 200 Krötchen wert. 

Fr 27.04. Tirur (km 8642)

 Heute war ich wieder subjektiv schwer gehandicapt. Einmal wegen der Hitze, bzw.meiner Intoleranz damit. Die fällt an verschiedenen Tagen unterschiedlich aus, heute war ich wieder besonders intolerant. Zum Zweiten wegen der Leute, die mich dauernd anquatschen und aufhalten, bzw. meiner schwankenden Widerstandskraft dagegen. Ich beobachte, dass ich es am besten ignorieren kann und mir nicht so viel Zeit stehlen lasse, wenn ich auf die Inder wütend bin. 

Sa 28.04. Kozhikode (km 8685)

Ich werde versuchen, diese Grundstimmung als Modus heute durchzuziehen. Ich habe mich nämlich gestern mit einem Radfahrer in Kozhikode verabredet, der mir dort Unterkunft versprochen hat. Und das sind noch 42 km von hier. Gestern habe ich mich wieder sehr aufhalten lassen. Z.B. von einem teacher, der mich unbedingt heute nochmal sehen möchte. Jetzt habe ich gefrühstückt und ihm meinen Standort erklärt, und er antwortet, er kommt "within hours". Kommt überhaupt nicht in Frage, dass ich hier stundenlang auf ihn warte, ich gehe weiter. Er kann mich auch woanders treffen. 

Mein neuer Vorsatz scheint zu helfen, ich habe mein Ziel erreicht. Der Lehrer hat mich gefunden. Mujeeb heißt er. Wir haben nochmal Tee getrunken und eine halbe Stunde geredet. Dafür hat er mich ein paar km auf seinem Motorrad mitgenommen, er hatte im nächsten Dorf einen Kurs. Meine Wirkung auf manche Menschen hier wird mir manchmal unheimlich. Ich verstehe nicht, woher diese Wertschätzung kommt, ich halte sie für übertrieben und kann überhaupt nicht damit umgehen. Superstar lasse ich mir ja noch eingehen, aber oft ist es mehr. Alle Kinder sind glücklich, wenn sie von mir eine Antwort bekommen. 

Malayalam scheint eine schwierige Sprache zu sein und hat auch eine Vorliebe für das a. Kozhikode spricht man: Kalikat, das verstehe wer will. 

So 29.04. Koyilandy (km 8716)

Mit Ziel erreicht meinte ich Ashik, das ist der junge Radfahrer in Kozhikode. Er hat mich zu einem Bike Shop bestellt. Dort waren bestimmt 10 Freunde von ihm, alle so zwischen 15 und 25 Jahre alt und begeisterte Radfahrer. Er sagte, das ist unser Bike Shop. Aber dann stellten sie mir einen älteren Mann vor, das war der Chef.

Ich glaube, der unterstützt sie, leiht ihnen Fahrräder und verschenkt auch Ersatzteile. So fühlen sie sich freundschaftlich mit ihm verbunden. Einige studieren, mindestens einer von ihnen arbeitet dort. 3 Studenten sind heute früh zu einer 3 tägigen Tour nach Goa aufgebrochen, das sind 570km von hier. Die Fahrräder und Teile der Ausrüstung sind von hier, die Rückfahrt haben sie mit dem Zug geplant. 

Da gibt es alles was schön und teuer ist, was es bei uns auch gibt. 

Und das ist Ajith, einer seiner Freunde, der in dem Bike Shop arbeitet. Er hat mich auf seinem Motorrad mit nach Hause genommen. Dort durfte ich wieder in einem richtigen Bett schlafen. In seinem früheren Leben, bis vor ein paar Jahren, war er Carpenter (Schreiner oder Tischler). Ich habe ihn gefragt, wieviel er verdient, 15.000 Rupies im Monat (knapp 200€). Genau so viel (oder wenig) wie als Carpenter. In Kerala liegt das Lohnniveau höher als im indischen Durchschnitt. Das ist sein Elternhaus, da lebt auch eine Schwester mit Mann und Kind, der Vater ist fisherman. 

Das ist er, bei seiner Arbeit in einem Backwater, nicht weit vom Haus. 

Mo 30.04. Koyilandy

Gestern Abend habe ich mich wieder in ein Hotel einquartiert. Ich habe mir einen neuen, diesmal wirklichen Ruhetag verordnet, nicht wegen der körperlichen Anstrengung oder Erschöpfung, die gibt es gar nicht, es ist wegen der Sonne. Seit einer Woche beobachte ich an meinen Unterarmen Pusteln. Zuerst hatte ich Moskitos im Verdacht, aber es wurden immer mehr. Dann dachte ich an Läuse und Flöhe, aber alle, denen ich es zeigte sagten, das kommt von der Sonne. Da waren auch 2 Apotheker dabei. Ich bin nicht darauf gekommen, weil ich dachte, mein Regenschirm wäre ausreichend. Ist er offensichtlich nicht. Und die ersten zwei Stunden nach Sonnenaufgang und die letzte Stunde vor Sonnenuntergang habe ich ihn auch nicht benutzt, weil er ganz schön lästig ist. Gestern Nachmittag ist mir klar geworden, dass ich etwas dagegen tun muss und zwar sofort. Also hab ich mir ein neues Sonnenschutzmittel gekauft und diesen Ruhetag beschlossen. Jetzt ist es 15 Uhr und die Pusteln sind so gut wie weg. Es soll Regenschirme geben mit eingebautem UV Schutz, danach muss ich Ausschau halten. 

Die Jackfruit im Querschnitt 

Und wenn man die Fruchtstücke herauslöst, bleibt mehr als die Hälfte als Abfall übrig. 

Ich muss mal meine Befindlichkeit genauer erklären: Ich lebe hier wie im Paradies. Ich muss nicht arbeiten und habe doch mehr als genug zum Essen. Ich sehe und erlebe jeden Tag soviel Neues, ich kann nur einen Bruchteil davon zeigen und schildern. Die einzigen Probleme, die es für mich gibt, sind die UV Strahlung und die Temperatur. Die ist auf der Straße in der Sonne wie in der Hölle. Selbst den Indern ist es zu heiß und sie fragen mich oft, wie ich das aushalte. In der heißesten Zeit des Tages mach ich viele Pausen. Wenn ich mit einem kühlen Getränk im Schatten sitze (schon nach 5 Minuten ist es nicht mehr kühl), ein bisschen Wind bläst, dann ist es gut auszuhalten. Auch die lästigen Menschen sind nicht wirklich ein Problem, ich schildere ja nur, wie sie sind.

Wenn es im Paradies so was wie Reisefreiheit gäbe, würde ich dort dasselbe machen und es wäre nichts anderes als mein jetziges Leben. Vielleicht wäre es nicht so heiß. Und ich hoffe, es gibt dort Alkoholverbot (das erkläre ich das nächste mal).

Di 01.05. Chombala (km 8752)

Am Sonntag hatte ich 2 Begegnungen der unangenehmen Art. Männer. Der Erste quatschte mich auf Malayalam an. Ich sagte ihm, dass ich ihn nicht verstehe und ich nur englisch spreche. Er kramte aus den hintersten Ecken seiner Datenbank das Wort country hervor. Ich sagte Dschärmanie, so muss man das hier aussprechen, sonst versteht es niemand. Das r auf italienische Art. Dann deutete er auf meine Box und sagte: open! Ich fragte ihn ob er Polizist sei, dass er mich kontrollieren will und ich das nicht will. Aber das hat er sicher nicht verstanden und wiederholte seine Forderung: open! Ich startete sofort los, an ihm vorbei in meine geplante Richtung. Er machte noch einen Versuch mich aufzuhalten und griff lässig cool mit einer Hand nach meiner Box, das hat aber nicht gereicht, mich zu stoppen. Und mir nachlaufen konnte oder wollte er nicht. Vielleicht war da Alkohol im Spiel. Beim zweiten, keine Stunde später, ganz sicher. Aber ich habe das zu spät erkannt. Er hielt mich auf und wollte ein Selfie mit mir machen. Das ist nichts Auffälliges, das kommt jeden Tag 200 mal vor. Ich dachte, er sucht nach der Selfie Funktion an seinem Smartphone, stattdessen blätterte er im Fotoalbum und das mit einer Geschwindigkeit von 10 Bildern pro Sekunde, und ich sollte zuschauen. Ich sagte, ich muss jetzt weiter, und wendete mich zum Gehen von ihm ab. Da packte er mich am T- Shirt und hielt mich fest. Ich konnte mich nicht so einfach befreien, drum schnallte ich meinen Anhänger ab, um mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen. Ich wollte seine Hand gewaltsam öffnen, in der anderen hielt er ja sein Smartphone. Bevor ich dazu kam, eilten andere herbei, um mir zu helfen. Zuerst redeten sie auf ihn ein, das zeigte aber keinerlei Wirkung, dann taten sie, was ich auch wollte, sie öffneten seine Hand gewaltsam. So konnte ich entkommen. Einige hielten ihn fest, ein paar andere kamen zu mir, um sich bei mir für den Trunkenbold zu entschuldigen.

Viele arbeiten auch am Sonntag, aber viele lungern auf der Straße herum, manche trinken Alkohol, ich weiß nicht was. Schon oft wurde mir aus solchen Gruppen heraus sowas angeboten, aber die Situation schien mir immer etwas suspekt, so habe ich immer abgelehnt, manchmal auch unter dem Vorwand, ich trinke grundsätzlich keinen Alkohol. Die Georgier hatten ein viel ungezwungeneres Verhältnis zum Alkohol. 

Auch am Sonntag haben mich wieder ein paar Journalisten angesprochen und mich bei einem schmutzigen Glas Tee ausgefragt. Anschließend machten sie noch ein paar Fotos, das ist heute das Ergebnis. 

Mi 02.05. Thottada (km 8779)

Das war letzte Nacht mein Gastgeber, Rezwan heißt er. Er hat lange in Dubai gelebt und gearbeitet, deshalb kann er sehr gut Englisch. Mit ihm konnte ich ausführlich über die Lage der Frauen sprechen. Er hat mich mit nach Hause genommen, seine Frau hat im Hintergrund für uns Tee gekocht, gebracht hat sie ihn aber nicht, Rezwan musste ihn holen, damit ich sie nicht sehe. Die beiden sind Muslime. Aber egal ob Christen, Hindus Buddhisten oder Muslime, so läuft das in ganz Indien und Sri Lanka. Viel schlimmer als im Iran. Dort konnten sich die Frauen wenigstens innerhalb der Familie etwas freier bewegen und sich z.B. an Gesprächen beteiligen. Und gegessen wurde auch gemeinsam. So verstecken wie die Frau von Rezwan müssen sie sich auch nicht. In Indien dürfen die Frauen nicht mit den Männern mitessen. Sie müssen warten, bis die fertig sind, dann dürfen sie die Reste essen. 

Also Rezwan hat widerwillig bestätigt, dass die Frauen sich von den Männern bedroht fühlen und Angst vor ihnen haben. Das ist im Iran auch so, aber die indischen Männer sind noch viel ungebildeter, ungehobelter und un-selbstbeherrschter als die iranischen. Frauen ohne Kopftuch werden mehr belästigt und alle sagen dann, die sind selbst schuld. Ich sagte ihm, dass die indischen Frauen eine Sklavenrolle haben, aber das hat er entrüstet zurückgewiesen. Sie behandeln ihre Frauen doch gut. Ich sagte mehr Pascha geht nicht. Für ihn fängt die Sklaverei erst viel später an. Z.B. In Syrien, wo die IS Leute gefangene Frauen als Sklavinnen verkauft haben.

Heute morgen war sie schon etwas zutraulicher, da huschte sie schon mal durchs Zimmer, sie machte für uns ein Frühstück, aber bis an den Tisch kam sie wieder nicht. 

Zum Abschied sagte ich Rezwan, er soll ihr Grüße und meinen Dank für die Übernachtung und das Essen ausrichten, aber er sagte, das kann ich ihr auch selber sagen. Und tatsächlich durfte ich hingehen und es ihr sagen. Dann wollte ich ihr zum Abschied die Hand geben, aber das hat sie verweigert. Ich durfte mich nur mit auf der Brust verschränkten Händen verneigen. Er hat mich zum Abschied umarmt. 

Vor einigen Tagen stoppte ein junger Motorradfahrer neben mir, hinter ihm auf dem Sitz saß eine junge Frau. Er fragte mich, ob er ein Selfie mit mir machen darf, das erlaube ich immer, obwohl es schon manchmal nervt. Beide stiegen ab und er machte sein blödes Selfie, man kann es kaum glauben, ohne die Frau. Nur er und ich. Wenn mehrere Männer kommen, dürfen immer alle mit aufs Bild. Und für die beiden war das alles völlig selbstverständlich. 


Ein iranischer Geistlicher, Regierungsmitglied, hat vor kurzem die Kopftuch Pflicht so begründet: früher haben die (sündhaften) Frauen den (armen unschuldigen) Männern den Kopf verdreht und sie dauernd verführt. Dagegen sind sie (die Mullas) erfolgreich vorgegangen. 

Do 03.05. Payyanur (km 8820)

In 3 Tagen bin ich wieder in Karnataka, 100 km von hier, 10 km vor Mangaluru ist die Grenze. Die ist aber unsichtbar. Bis jetzt habe ich noch keine Grenze zwischen den Bundesstaaten gesehen. Indien nennt sich übrigens auch Bundesrepublik.

Zu der Geschichte mit dem Selfie muss ich noch etwas ergänzen. Manchmal sitzen 2 Männer auf einem Motorrad, der hinten ist noch etwas schwärzer als der vorne und sieht auch weniger gebildet aus, hat schlechtere Zähne und darf auch nicht mit aufs Selfie. Damit ist klar, er gehört zu einer niedrigeren Kaste. Noch nie hat jemand darüber auch nur ein Wort gesagt. Selbst die freundlichsten und nettesten und gebildetsten Männer machen das so, es gibt keine Ausnahme. Sie denken nicht darüber nach. Das ist eindeutig Apartheid. Zum Abschied gebe ich ihm auch, und zwar betont freundlich, die Hand, was den oder die anderen sichtlich irritiert. 


Und noch ein Nachtrag zu Rezwan und seiner Frau: auch das ist Apartheid. Inzwischen ist mir noch vieles eingefallen, was ich ihn hätte fragen oder ihm sagen können/ sollen. Z.B. ob er sich vorstellen kann, wie er sich fühlen würde, wenn sie die Rolle tauschen. Sie sitzt mit einer Freundin auf dem Sofa, und er muss Tee und Abendessen kochen. Und darf dann nicht mitessen und nicht mitreden. Er darf, wenns heiß ist, seinen Rock nicht verkürzen, muss lange Ärmel und Kopftuch tragen, vorzugsweise schwarz, weil das Allah besser gefällt. Und das nicht nur mal so zum Spaß, sondern für immer. Ich glaube nicht, dass er sich das vorstellen kann oder will.

Das ist ein Wesensmerkmal der indischen Mentalität und das Hauptproblem Indiens. Wenn man sich nicht in die Lage anderer versetzen kann oder will, dann nenne ich es Ignoranz. Heute bin ich über eine neue Brücke gegangen, die einzige weit und breit, und man kann es sich kaum vorstellen oder glauben, ohne Gehweg. Wenn sich neben mir 2 LKWs begegnen, muss der auf meiner Seite bremsen oder mich überfahren. Ich war nicht der einzige Fußgänger. Die Verkehrsplaner und die Brückenbauer haben keinen Gedanken an die Bedürfnisse der Fußgänger verschwendet, weil sie selbst keinen einzigen überflüssigen Schritt machen. Eine unglaubliche Ignoranz. Aber das Volk machts genauso. Die Ignorierten ignorieren die Ignoranz der Ignoranten. Sie denken nicht mal über ihre eigenen Bedürfnisse nach, deshalb bin ich der einzige, den das stört. Noch nie habe ich beobachtet, dass ein Fußgänger, bevor er auf einer verkehrsreichen Straße ein parkendes Auto überholt, sich umschaut, um zu sehen, ob das überhaupt gefahrlos möglich ist. Sie ignorieren die Gefahr komplett. Wenn sich 2 Leute begegnen und sich unterhalten wollen und sie treffen sich mitten auf der Straße, dann tun sie das eben mitten auf der Straße. Man sieht doch, dass das den Verkehr aufhält, andere Fahrer in Nöte bringt, und eine Gefahr für die Quatscköpfe ist, Inder sehen das nicht. Sie ignorieren alles, was außerhalb ihres Selbst ist. Deshalb glaube ich nicht, dass Rezwan sich so einen Rollentausch vorstellen kann oder will. Aber ich werde das bei nächster Gelegenheit ausprobieren. 

Der schönste und größte Strand, den ich bisher in Indien gesehen habe, in Muzhappilangad. Nur die Autos stören das Bild. Uberraschenderweise ist der Sand so fest, dass die da fahren können. Gesamtlänge etwa 3 km. 

Fr 04.05. Chittari (km 8858)

Heute Abend hat mich ein junger Mann mit dem Motorrad zu seiner Koran Schule gebracht, hier kann ich mein Zelt aufstellen. Aber das hat viel Zeit gekostet. Jetzt ist es 23 Uhr und ich komme erst jetzt zum Schreiben. Das Bild entstand im Klassenzimmer 

Sa 05.05. Kasaragod (km 8883)

Heute hat irgendein Blödmann meine Kontaktdaten in Facebook publiziert. Seitdem bekomme ich Nachrichten im Sekundentakt. Ich wußte nicht, in welche Katastrophe das ausarten kann. Und ich weiß nicht, ob ich WhatsApp in Zukunft überhaupt noch nutzen kann. 

Bekal Fort, eine Festung, die größte in Kerala, wurde um 1630 von einem regionalen König zum Schutz gegen die Portugiesen erbaut. Gleich dahinter ist das Meer. 


So 06.05. Kunjathur (km 8919)

Alle Absender einer WhatsApp Nachricht, die nicht in meiner Kontaktliste stehen, erscheinen bei mir nur mit ihrer Telefonnummer. Daran kann ich diese Facebook Freunde erkennen und ich habe sie alle gelöscht und als Spam gekennzeichnet. Damit ist der Spuk vorbei. Heute sind nur noch ein paar vereinzelte neue angekommen.

Die Panne hat noch einen weiteren Nachteil, die Chat Funktion hat nur eine begrenzte Kapazität. Wenn der Speicher voll ist, werden die ältesten Chats gelöscht. Die Facebook Freunde haben meinen Speicher soweit zugemüllt, dass ich einige Chats, die mir vielleicht noch wichtig gewesen wären, nun verloren habe. Das heißt, ich hab sie nicht schnell genug gelöscht. Aber das weiß ich alles erst jetzt. 

Mein Problem mit der Sonne ist gelöst, ich hab  gleich am nächsten Tag nach meinem Beschluss, mir einen Sonnenschirm mit UV Schutz zu kaufen, einen geeigneten gefunden, der ist sogar etwas größer, leider auch deutlich schwerer, aber ich verbringe einfach zu viele Stunden jeden Tag in dieser mörderischen Sonne, und davor schützt er mich nun ausreichend (hoffe ich). 

Mo 07.05. Mangaluru (km 8942)

Seit gut 2 Monaten übe ich, barfuß zu gehen. Am Anfang waren es nur 10 Minuten täglich und es war so schmerzhaft und schwierig, dass ich jede Sekunde gezählt habe, bis die endlich vorbei waren. Jeder normale Mensch sagt da: warum machst du es dann? Auch die Inder. Ich habe meine Gesichtsmimik nicht immer unter Kontrolle, und so haben sie mir staunend zugeschaut, wie ich mich über die Straße quäle. Meine Füße waren leuchtend weiß, in Verbindung mit ihrer, vom dauernden Schuhetragen deformierten Form (für indische Augen), sah das sehr zart aus. Aber ihr wisst ja, wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann ziehe ich das auch durch. Läufer verstehen das, die können das alle, sonst wären sie keine Läufer. Ich habe schon ein paar Mal versucht, das zu erklären, weiß aber nicht, ob mir das gelungen ist, drum versuche ich es nochmal.

Meine These: ich bin nicht alleine in meinem Körper. Wir alle sind multiple Persönlichkeiten. Das ist ein psychologisches Krankheitsbild. Normalerweise haben wir uns so weit unter Kontrolle, dass das nicht auffällt. Aber jeder kennt es. Beim Läufer nennt man ihn den inneren Schweinehund, der immer Ausreden erfindet, wenn ich die Frage zulasse, ob ich trainiere oder nicht. Jeder Raucher hat einen inneren Raucher, der ständig nach mehr verlangt und sich durchsetzt, wenn er das zulässt. Ich habe auch einen Esser, der lieber öfter und mehr essen möchte, aber wenn ich dem nachgebe, nehme ich zu, ein Kilo pro Monat. Wo soll das in zwei Jahren hinführen, wenn ich ihm die Entscheidung überlasse? Ich bin ein vernunftbegabtes Wesen, und wenn ich diese Begabung nutze, kann ich entscheiden, was gut für mich ist und was nicht. Und es macht mich sehr zufrieden, wenn ich mich gegen all die Miesmacher in mir durchsetze. Ich bin der Herr im Hause und die anderen haben überhaupt nichts zu bestimmen. Wenn man das längere Zeit übt, geht es immer besser, da darf man nicht zu schnell die Flinte ins Korn werfen und aufgeben. Und man muss es sich verzeihen, wenn man mal wieder versagt hat. Wir haben unser ganzes Leben lang Zeit. Und je eher uns das gelingt, desto besser, wenn nicht, auch egal, niemand muss das lernen oder glauben. 

Mittlerweile geht das mit dem Barfuß gehen schon recht gut, ich bin jetzt bei 2 Stunden täglich, fast schmerzfrei, und meine Füße sind auch nicht mehr so weiß. Jetzt muss ich noch erklären, warum ich das mache: jeder Läufer weiß, dass er nicht immer mit den selben Schuhen laufen darf, er braucht mehrere und muss sie abwechselnd tragen.Trotz vollmundiger Behauptungen der Hersteller haben die nämlich keine Ahnung von der Anatomie, der Funktionsweise und den Bedürfnissen unserer Füße. Die Schuhe sind es, die unsere Füße kaputt machen. Wenn man sich die Füße von Leuten, die immer oder oft barfuß gehen, anschaut, springen einem die Unterschiede sofort ins Auge. Die Zehen sind gespreizt, das Gegenteil von Halux. Nach so vielen Km beobachtete ich eine langsame Veränderung meiner Füße in negativer Richtung. Ich hatte das von Anfang an befürchtet, konnte mich aber erst nach dieser optischen Bestätigung dazu durchringen. Mein Ziel ist, etwa ein Drittel der täglichen Distanz barfuß zurückzulegen und so ein paar Laufschuhe zu ersetzen. Außer dass es mir inzwischen viel leichter fällt, kann ich noch keine Veränderung feststellen. Ich rechne frühestens in einem halben Jahr damit. 


Das ist die Grenze zu Karnataka. Die Kfz müssen hier Maut bezahlen, 2 und 3 rädrige Fahrzeuge sind befreit.

Morgen beginnt wieder eine neue Seite.