BLOG 14 Tamil Nadu

So 18.02.18 Chinnar (km 6588)

Tamil Nadu liegt im letzten südöstlichen Eck von Indien, ist mit 130.000 qkm so groß wie Griechenland (mehr als ein Drittel von Deutschland), hat aber 71 Millionen Einwohner. Hier ist es schon richtig heiß. Ich bin hier am 12. Breitengrad, was dem Norden von Äthiopien entspricht. Die Menschen haben auch fast dieselbe Hautfarbe, sehen aber eher wie Europäer aus als wie Afrikaner, das wirkt manchmal etwas irritierend. Ich bin hier ein richtiges Bleichgesicht. Die Sprache heißt Tamil und ist erwartungsgemäß wieder völlig anders. 

Die Tamilen lieben lange Ortsnamen, sind aber selbst auch zu faul, sie vollständig auszusprechen, sie lassen gefühlt jede zweite Silbe weg. Wenn sie einen Ortsnamen nennen, ist das beim besten Willen nicht zu verstehen. Genauso katastrophal sind ihre Namen und ihr Englisch. 

Hier hab ich einen Tee zum Frühstück getrunken, da draußen ist ein LKW Parkplatz. Die Leute kommen nicht auf die Idee, dass ein Besenstiehl diese Arbeit und das Leben erleichtern könnte. Es geht hauptsächlich um die Müllbeseitigung. Auch ist in den letzten 100 Jahren nicht die Frage aufgetaucht, ob nicht ein Mülleimer sinnvoll wäre. Auch wenn ihn niemand benutzt, irgendwann muss man doch mal damit anfangen. 

Heute hatte ich einen Schlafplatz auf der Dachterrasse eines 2 geschossigen Hauses. Sonnenaufgang etwa 06:45. Ein Motorradfahrer hat mich auf der Straße aufgelesen und mich mit nach Hause genommen. Ich saß hinter ihm auf dem Motorrad, meinen Wagen zog ich mit den Händen mit. Obwohl ich ihn mehrmals ermahnte, langsamer zu fahren, kippte er auf den letzten holprigen Metern vor seinem Haus noch um. Ist zwar nichts passiert, aber da fing er schon an, mich zu nerven. Ich will damit sagen, alles hat seinen Preis. Wegen den Moskitos habe ich auch da oben mein Zelt aufgebaut, er schaute aufmerksam zu. Er selbst wohnt gar nicht da, dieses Haus ist only for rent, also vermietet. Morgen früh muss er um 07 Uhr in die Arbeit, da wollte ich auch etwa aufbrechen. Dann beschloss er, mir noch etwas fürs Frühstück zu besorgen. Das dauerte eine Stunde, dann kam er wieder, mit seiner ganzen Familie, Frau, 2 Kinder, noch ein Junge aus diesem Haus und einer Plastiktüte für mich. Auf seinem Motorrad! Da drin war frisch gekochtes Abendessen, Brot, Reis, scharfe Gemüsesoße. Das sollte ich jetzt essen. Er plappert also über Dinge, die er nicht versteht. Weiß nicht mal, was breakfast heißt, aber das Wort kennt er, und aussprechen kann er es auch. Ich hatte ihm zuvor erklärt, dass ich im letzten Ort schon gegessen habe und heute nichts mehr essen kann. Alles sinnlos. Aber seine Frau hat mir leidgetan, die das alles extra für mich gemacht hat. Also gut, ich hab mich auf den Betonboden gesetzt und alles brav aufgegessen, ohne Besteck. Ich hasse es, mit den Fingern zu essen. Wenn sich jemand keinen Löffel leisten kann, ok, aber wer ein Mietshaus für 4 Parteien bauen kann, kann sich auch einen Löffel leisten. Ich stelle mich dabei an, wie ein Anfänger. Der Reis fällt mir von den Fingern, die Soße tropft auf meine Hose, ich treffe meinen Mund nicht, meine Hand ist versaut bis zum Ellenbogen, nichts kann ich mehr anfassen. Wie soll ich jetzt mein Taschentuch aus der Hosentasche bekommen? Und weil es inzwischen finster war, standen sie um mich herum, wie um einen Zirkusaffen, leuchteten mir mit dem Handy und schauten zu. Gelacht haben sie nicht. Vielleicht bin ich da komisch, aber Leute, so macht es mir keinen Spaß. Trotzdem kein Problem, ich wollte ja die Welt sehen, wie sie ist, und so ist sie also. Auch für solche Erfahrungen bin ich dankbar. Es hat mir nicht wirklich geschadet. 

Die Erfahrung mit dem breakfast kann man ruhig auf ganz Indien übertragen. Sie bauen Gehwege, ohne zu wissen, wozu die gut sein sollen.

Gäbe es nicht auch andere Beispiele, würde ich jetzt sagen, der Mensch ist das dümmste, was auf diesem Planeten herumläuft. Aber mehrheitlich trifft es zu! 

Zur Abwechslung mal was angenehmeres. Von ihnen erwarte ich nichts, das macht mein Verhältnis zu den anderen Tieren so einfach und angenehm. Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, also soll er seinen Verstand gefälligst sinnvoll einsetzen.


Die Schildbürger waren Intelligenzbolzen im Vergleich zu den Menschen, nicht nur in Indien. 

Asbestzementplatten sind hier immer noch ein vielfach verwendeter Baustoff, in Europa längst verboten (siehe:Asbestzementplatten in Indien). Mich macht das fassungslos. Wenn man will, dass etwas besser wird, muss man doch die Informationen, die es gibt, den Menschen zugänglich machen. Was soll ich denn davon halten? Verschwörungstheorie Anhänger würden sagen, sie wollen so das Bevölkerungs Wachstum vermindern. Mit mehr Bildung wäre das viel effektiver. Ich glaube eher, dass auch die Bildungspolitiker und - Verantwortlichen (falls es sowas überhaupt gibt), genau so dumm sind und das einfach nicht wissen. 

Ein schönes Beispiel für die Erosion: ein Felsbrocken der langsam zerbröselt, mit seinem Schutthaufen drumherum. Dahinter liegt Krishnagiri. 

Do 22.02. Tiruvannamalai (km 6599)

Vielleicht hat schon jemand bemerkt, dass ich nicht mehr auf dem kürzesten Weg nach Sri Lanka bin. Ich habe einen kleinen Umweg gemacht, weil meine Freundin Irene sich zur Zeit hier aufhält, und ich sie so besuchen kann. Und weil sie bloß noch bis morgen hier ist, habe ich die letzten 3 Tage per Bus abgekürzt. 

Morgens um 6 reinigen und verschönern Frauen den Eingangsbereich ihrer Häuser. 

Am Gemüsemarkt 

Der Stapel braun-weißer tellergroßer Scheiben in der Bildmitte ist vermutlich Tamarinde, das heißt: indische Dattel. Nach allem, was ich jetzt darüber gelesen habe, muss ich es als superfood bezeichnen. Schmeckt tatsächlich wie Datteln mit Zitrone. 

Das Kalb darf sich frei bewegen und die Abfälle genießen, aber am Gemüse darf es sich nicht vergreifen. 

Chilli zentnerweise. 

Direkt vor dem Verkäufer, das sind eine Art Kartoffeln, so groß wie Fußbälle. 

Ein Mittagessen, mal wieder mit Löffel, der Teller ist aus Blech: Reis, 9 verschiedene chutneys (alle scharf) und verschiedene Brote. 

Die beiden sind schon ein eingespieltes Team. Das Foto gibts nicht umsonst. 

Der Berg im Hintergrund heißt Arunachala Hill. 

Nach der hiesigen Version des Hinduismus ist das Shiva himself, der größte und wichtigste aller Götter, der sich hier als Berg manifestiert hat, also das größte vorstellbare Heiligtum. Rechts an seinem Fuß liegt Tiruvannamalai. 

Kein Wunder, dass alle indischen Heiligen und die es werden wollen, sich hier niederlassen, schon seit tausenden von Jahren, und heutzutage sind es vor allem spirituell Suchende, die aus aller Welt hierher kommen. Der Hinduismus ist nicht eine verrückte Steinzeit Religion mit 100 verschiedenen Göttern, es gibt in dieser Vielfalt eine Einheit. Alles ist eins. Auch wir Menschen gehören dazu, und sind Teil von dem einen, von allem. Er hat die gleichen ethischen und moralischen Werte wie wir auch, wie alle Religionen dieser Welt, und die Menschen hier haben keine Zweifel, dass dies alles völlig real ist. Sie leben in ihrer Religion und mit ihr, als wären sie alle Mönche (fast). Was nicht heißt, dass es hier kein Fehlverhalten gibt. Aber nur einen Bruchteil von dem, was in anderen Ländern unter ähnlichen Bedingungen geschieht (zB. in Brasilien). 

Heute morgen musste ich diesen Arunachala natürlich erklimmen. Teilweise ganz schön steil. 

Bei manchen Wörtern sind tamilisch und bayerisch identisch (damit klar ist, wos langgeht). 

Und alle Pfeile zeigen nach oben, keiner nach unten. Wie soll ich da jemals wieder runter finden? Deshalb nehmen auch manche tapferen Bergsteiger einen Guide mit. 

Am Gipfel ist der Felsen schwarz verkohlt, weil sie da jedes Jahr ein riesiges Leuchtfeuer anzünden. 

Blick nach Süden, nach Tiru..... 

Im Osten auch. Die Affen haben kaum Scheu. Während ich fotografiert habe, haben sie versucht, meinen Rucksack zu durchsuchen, aber der Reißverschluss war doch etwas zu kompliziert. Daraufhin wollte ihn einer einfach mitnehmen, was ich aber zum Glück rechtzeitig bemerkt habe und verhindern konnte. Diese Affen sind nicht viel größer als Katzen. 

Das heißt, wenn du den Müll der anderen auch mit runter nimmst, wird das die Wirkung deiner Gebete signifikant erhöhen. Und es wirkt. Ich hab auf dem ganzen Weg nicht ein Stück Müll gesehen. Ich kann nicht umhin, das super zu finden. 

Fr 23.02. Sirupanaiyur (km 6628)

Gestern war ich wieder so weit weg von der Zivilisation, dass es keine Daten connection gab, dann komme ich auch nicht an meinen Blog. 

So sehen die Früchte der Tamarinde aus 

Und so der Baum. 

Ich bin auf dem Weg von Tiruvannamalai nach Süden, die Straße ist meist so eine Allee, und jetzt ratet mal, was das für Bäume sind. Das wird mir niemand glauben, aber es sind alles Tamarinden. Es gibt am Straßenrand fast nichts anderes. Als ich sie noch nicht kannte, habe ich sie auch nicht gesehen, ich vermute, das war in ganz Indien so. 

So sieht es aus der Nähe aus. Pflücken hat keinen Sinn, die sind nicht reif. Aber die reifen fallen von selbst runter. Die Schale der Schote ist dann hart und trocken und zerbrechlich wie eine Eierschale. Das Fruchtfleisch ist außen braun und innen weiß, hat eine Konsistenz fast wie Kaugummi und umhüllt die Kerne, die etwa so groß wie Kirschkerne und glatt und schokoladenbraun glänzend sind. Der Kaugummi zergeht aber schnell auf der Zunge. Nicht alle Bäume tragen Früchte, sogar nur eine Minderheit. Auch Affen und Vögel lieben die Früchte. Menschen klettern in die Bäume und schütteln die reifen herunter. 

100g vom Fruchtfleisch enthalten 11mg Eisen, was 75% unserer Tagesdosis entspricht, dazu jede Menge Phosphor, Vitamin D usw. 


Sa 24.02. Virugavoor (km 6661)

Hier wirds tagsüber auf der Straße in der Sonne verdammt heiß. 42 Grad waren es heute. 

Ich wollte mir einen Sonnenschutz basteln, so wie viele Inder es machen. Um mich nicht allzu lächerlich zu machen, habe ich einen Inder gebeten, mir zu helfen, aber es spielt hier keine Rolle, wie es aussieht. Es darf nicht länger als 3 Sekunden dauern. 

Mi 28.02. Thanjavur (km 6777)

Es gibt ein Problem. Mein Jimdo Datenvolumen ist voll. Ich muss auf eine kostenpflichtige Version umsteigen, sagen die, aber meine bisherigen Versuche, das zu tun, sind gescheitert. Ich gebe es aber noch nicht auf. Bis dahin kann ich zumindest kein Bild mehr zeigen. Vielleicht geht noch ein bisschen Text. 

Bei der Gelegenheit möchte ich meine kritische Stimmung am Anfang dieser Seite erklären. Da quatscht mich ein Mann an, ich habe den Eindruck, er versteht, was ich sage. Dann sagt er: I can help you, kostet nur 10 Rupies. Ich hatte ihn um nichts gebeten. Aber vielleicht will er mich ein Stück mitnehmen, das könnte ich schon gebrauchen, und 10 Rupies sind 12 Cent. Ok, ich hab sie ihm gegeben. Er setzt sich in Bewegung, die gleiche Richtung wie ich, geht schnurstracks in den nächsten Laden mit Junkfood, redet mit dem Inhaber, dem schwillt Gesicht und Hals und er schmeißt uns raus. Ich erkläre ihm, dass ich solche Hilfe nicht brauche, er sagt: ok, ok. I can help you. Beim nächsten Laden (in solche Scheißläden gehe ich nie) gleicher Versuch, gleiches Spiel, aber ich stoppe ihn, bevor er hinein geht. Der kapiert gar nichts. Ich brülle ihn an, er soll verschwinden und mich in Ruhe lassen, ich brauche seine Hilfe nicht. Ein anderer Passant hat das mitbekommen und verstanden und hat ihn gehindert, mich weiter zu verfolgen. 

Anderes Beispiel: der englisch Wortschatz mancher Leute beschränkt sich auf what's your name. Einmal habe ich geantwortet: das ist doch scheißegal, wie ich heiße. Das hat er dann versucht nachzusprechen. Andere beschränken sich auf Zeichensprache, denen antworte ich manchmal auch mit sinnloser Zeichensprache und gehe dann einfach weiter. Andere verlangen von mir, meine Box zu öffnen. Kommt drauf an, wie sie das sagen. Wenn es mir unverschämt vorkommt, gehe ich auch sofort weiter. Einmal hat mich der Inhaber von einem Geschäft zu sich gerufen, ich war grad auf der Suche nach Papiertaschentüchern, hatte er aber nicht. Nur Crackers. Er war sehr an meiner Geschichte interessiert und wollte mir zum Abschied etwas aus seinem Laden schenken. Aber was soll ich damit machen? Ich hab abgelehnt und ihm erklärt: that's all poison, schlecht für die Gesundheit. Er muss es gewusst haben, so wie er darauf lachte. 

Do 01.03. Pulavankadu (km 6809)

Mittlerweile sind mir die Gummiflicken für die Schläuche meiner Räder ausgegangen. In jedem Kaff gibt es ein paar Vulkaniser, die machen nichts anderes, als kaputte Reifen zu flicken. Bei so einem habe ich mir 5 neue gekauft, für 10 Rupies. Und, schon wieder so ein mir unbegreiflicher Zufall, die hab ich am nächsten Tag alle verbraucht. Ein Platten nach dem anderen. Beim nächsten Gummiflickschuster habe ich dann 10 Stück geordert, das ist inzwischen eine Woche her, seitdem ist nichts mehr passiert. 

Es gibt hier mehr Hindu Tempel, als in muslimischen Ländern Moscheen. Viele von ihnen haben auch Lautsprecher und machen Musik, die ist zwar schöner als die von den Muslimen, aber oft noch lauter und bei manchen Tempeln läuft sie fast rund um die Uhr. Es kommt vor, dass ich die ganze Nacht damit beglückt werde.

Oder diese ständige Huperei. Manche Fahrer haben während 60% ihrer Fahrzeit den Daumen auf der Hupe. Das macht schwerhörig, und stumpft ab, kein Schwein reagiert darauf. Deshalb findet seit Jahrzehnten ein Wettrüsten statt. Nicht nur der schnellste und frechste gewinnt die Vorfahrt, sondern auch der lauteste. Ich hab einen Motorradfahrer gesehen, der hatte 3 LKW Fanfaren montiert, deutlich über der Schmerzgrenze. Diese Lärm, Dreck und Gestank Toleranz der Inder verstehe ich nicht. 

Es gibt in ganz Indien keine einzige Straßenkehrmaschine. Und mit diesen Handbesen, von denen man bucklig wird, fegen sie nur vor der eigenen Haustür, ok, manchmal ganze Parkplätze, aber niemals eine Straße. Dort liegen Unmengen Dreck und jedes Fahrzeug, vor allem Busse und LKW wirbeln Staubwolken auf und die Menschen inhalieren diese.

Nanu, geht ja immer noch. 

Hurra, es geht wieder, dank Reinmunds Hilfe.

Diese Pfauen laufen und fliegen in Indien wild und frei herum. In Tiruvannamalai gabs jede Menge davon. 

Fr 02.03. Mallipattinam (km 6843)

Das liegt schon am Meer, nahe Sri Lanka, aber ich habs noch nicht gesehen. Hier werde ich wieder öfter von besorgten und aufmerksamen Leuten vor ihren Mitmenschen gewarnt. Die gefühlte Kriminalitätsrate ist hier offenbar höher, vor allem abends. Tagsüber lachen sie, wenn ich sage, dass ich im Zelt schlafe. Je näher der Abend kommt, desto mehr bricht daraufhin Panik aus. Unmöglich, viel zu gefährlich, es gibt hier viele böse Menschen, manche trinken Alkohol, usw. Letzte Nacht wachte ich so um Mitternacht auf, weil jemand mein Zelt mit einer Taschenlampe angeleuchtet hat. Er ging dann weiter und hat mich in Ruhe gelassen. Ich hätte nicht gedacht, dass dort jemand noch nachts vorbei kommt. Aber die Inder sind einfach zu viele. Das lässt mich nicht kalt, ich erhöhe meine Vorsichtsmaßnahmen und erkunde die Umgebung sorgfältiger und schlafe etwas unruhiger. 

Mit der Fähre nach Sri Lanka, daraus wird wohl nichts. Je näher ich komme, desto mehr traue ich den Leuten eine kompetente Antwort zu, auf die Frage, obs eine Möglichkeit mit Schiff gibt. Und die glaubwürdigsten Antworten waren alle negativ. Möglich dass ich mit dieser Einschätzung falsch liege, dann ist auch das Ergebnis meiner Umfrage falsch. Ich probiere es noch ein paar Mal, bevor ich meine Richtung ändere und zum Flughafen Madurai gehe, das ist der nächste, auch nicht weiter als Rameswaram. Und das Meer will ich auf jeden Fall auch noch sehen. Der letzte vorhin erzählte mir, dass Fischer, die versehentlich oder absichtlich in die Sri Lankischen Hoheitsgewässer eindringen, dort verhaftet und ein halbes Jahr lang  eingesperrt werden. Die Beziehungen zwischen Sri Lanka und Tamil Nadu sind schlecht, weil auch die indischen Tamilen von der Zeit träumen, als ihr Land am größten und mächtigsten war, und damals hatten sie auch Sri Lanka besetzt, folglich gehört die Insel ihnen (make Tamil Nadu great again). Diesen Schwachsinn haben fast alle Länder drauf. 

So sieht der Reis aus, wenn er reif ist. 

So wächst die Jackfruit. Die werden so groß wie Medizinbälle und schmecken köstlich. Ich muss euch das Innere auch noch zeigen. 

Nochmal zur Effizienz der indischen Arbeitsmethoden. Hier wird eine Brücke gebaut. 

Sa 03.03. Mumpalai (km 6874)

Das einzige was es hier am Strand gibt sind Fischerboote und der übliche Dreck. So dass keiner freiwillig dorthin geht. Ich wurde unterwegs auch gefragt, was willst du denn dort?

Je weiter ich mich von zuhause entferne, desto größer wird auch der Abstand zu dem, was ich kenne und verstehe. Hätte eigentlich klar sein müssen, trotzdem überrascht es mich immer wieder. Was ich nicht verstehe, vermehrt sich schneller als das, was ich dazu lerne.


Der Fahrer ahnt wohl nicht, was hier in seiner Abwesenheit geschieht. 

Hier ist der Anteil an muslimischer Bevölkerung wieder höher, es gibt Dörfer, die komplett muslimisch sind. 

So 04.03. Pasipattinam (km 6906)

Ich muss mich immer mehr vor der Sonne schützen, das ist hier wie unter einem Brennglas. Nach ein paar Stunden bekomme ich schon Sonnenbrand, obwohl ich schon gut gebräunt bin (Dachte ich). 

Gestern Abend wurde ich bei meiner Zeltplatz Suche verfolgt. Jemand hat mich, von mir unbemerkt, beobachtet, und hat mich dann mit seinem Handylicht gesucht. Kurz vor mir hat er dann aufgegeben und ist wieder gegangen. Daraufhin habe ich mich noch viel weiter in die Pampa zurück gezogen, falls er wieder kommt. Und das tat er. Mit einer stärkeren Taschenlampe hat er genau in der Richtung gesucht, wo ich war und hat mich auch ziemlich schnell gefunden. Als klar war, dass er mich gesehen hat, bin ich auf ihn zugegangen und habe ihn gefragt, warum er mich sucht. Es waren 3 junge Männer, höchstens 20, und die sagten, sie wollten mich schützen, das sei hier draußen viel zu gefährlich, wegen der Schlangen. Ich soll doch beim Tempel schlafen, dort ist es sicher. Ok, ich war einsichtig und bin mitgegangen. Ich habe ihnen auch erklärt, dass ich die Menschen immer für gefährlicher gehalten habe, als die Tiere. Sie waren da anderer Ansicht, vielleicht haben sie ja recht. Also habe ich mein Zelt neben dem Tempel, unter Dauerbeleuchtung die ganze Nacht, in Sichtweite der Straße aufgebaut und die Nacht relativ ruhig verbracht. Manchmal kamen Leute, die haben mich aber in Ruhe gelassen. Das war doch wieder eine neue Erfahrung. Ich glaube, ich muss meine Angst vor den Menschen therapieren. 

Das ist kein Krokodil, sondern eine gurkenähnliche Frucht. Innen sieht sie aber ganz anders aus, hat große Kerne, die man nicht essen kann, die Schale schon. Die Konsistenz ist viel härter und sie schmeckt bitter. Zumindest roh. Aber die Leute sagen, man kann sie roh essen. Also dieser Versuch reicht. 

Durchschnittliche Häuser in den Dörfern. Sehen die nicht schnuckelig aus? Die Wände sind aus Lehm, das Dach aus Palmblättern. Ökologischer geht es nicht. 

Heute Abend habe ich meine Angst Therapie fortgesetzt, und mein Zelt mitten im Dorf, neben dem Tempel aufgestellt. Diesmal kamen nur Frauen (mit "nur" meine ich: keine Männer). Sie schauten zu, wie das Zelt funktioniert und was in meiner Box ist. Schließlich habe ich sie gefragt, ob jemand englisch kann. Keine konnte. Dann habe ich einer mein Handy mit der Übersetzung meiner Grundsatz Erklärung vor die Nase gehalten. Da steht als erstes: "Ich komme aus Deutschland und gehe zu Fuß um die ganze Welt" (Dass ich auch laufe, versteht kein Mensch). Sie konnte aber überhaupt nicht lesen. Es hat sich herausgestellt, dass das nur die jüngste von ihnen kann. Mittlerweile waren es 6 oder 7 Frauen zwischen 15 und 60 Jahren und alle, die älter als 15 waren, sind Analphabeten! Da ich ja auch ihre Fragen nicht verstehe, habe ich alle, die ich schon kenne, beantwortet. Ihr Erstaunen war köstlich. Was ich verstanden habe, war, ob ich schon was gegessen habe, ja, habe ich. Auf die Frage nach Wasser habe ich eine leere Flasche ausgegraben (in meiner Box), sofort ging eine, sie aufzufüllen. Sie haben sich dann bald wieder verzogen, ich nehme an, sie können nicht so frei über ihre Zeit verfügen, wie die Männer. So konnte ich mich in Ruhe waschen und bald schlafen.

Jetzt ist es 5 Uhr morgens und der Lautsprecher vom Tempel plärrt mich aus dem Schlaf. Bevor ich aufstehe, schreibe ich dies hier. 

In jedem Dorf eine Wasserquelle, in größeren auch mal zwei. Meist haben sie nicht mal einen Hahn, wenn kein Wasser mehr gebraucht wird, stecken sie einen Ast in das Rohr, der einigermaßen passend zugeschnitzt ist. Immer stehen die Frauen Schlange, nutzen die Gelegenheit zum Dorftratsch, nie Männer. Und diese Plastik Amphoren sind schwer, wenn sie voll sind. Heute früh ist es mir gelungen, etwas Wasser zu ergattern, zwischendurch, um meine Wäsche einzuweichen. Jetzt möchte ich sie fertig waschen und spülen, das dauert länger, deshalb stelle ich mich hinten an, bzw. ich sitze auf meiner Box nach dem Motto: don't wait, schreibe! 

Ein Wasserhahn ist hier überhaupt nicht nötig, das Wasser fließt nur kurzzeitig, und bevor alle Gefäße voll sind, ist schon wieder Schluss. Die letzten müssen warten, bis es wieder kommt, vielleicht nachmittag. Ich habe fast eine Stunde umsonst gewartet, na ja, nicht ganz. 


Di 06.03. Perungulam (km 6972)

Ich bin hier am Arsch der Welt. Winzige Dörfer ohne Internet. So war es gestern auch wieder. Ich hab in einem, manchmal heißen sie Tee Stall, gefragt, ob ich beim Tempel schlafen kann, da sagte der Wirt, quatsch, komm zu mir, du kannst in meinem Haus schlafen. Er hatte einen lackierten Betonboden und darauf schlafen die nur mit einer Decke als Unterlage. Da ist meine, Isomatte purer Luxus. Und um 4 steht er schon wieder auf und geht in seinen Teestall. Ich konnte noch bis 5 schlafen, dann war wegen dem Geplärr von Tempeln und Moscheen endgültig Schluss. Als ich dann um halb 6 zum Teestall kam, Da gabs schon frisches, warmes Gebäck (auch die sind meist scharf) und heißen Tee. 

Ein anderer Mensch hat mich zum Mittagessen in sein Privathaus eingeladen. 

Das würde bei uns gerade noch als Schuppen durchgehen. Wellblech als Wände, einlagig, sonst nix. Das Dach aus Palmblättern ist wasserdicht, bis jetzt, und das Haus ist 5 Jahre alt. 

Die Palmblätter werden kunstvoll geflochten, Ansicht von innen. Der Spalt zwischen Wand und Dach ist zur Belüftung wichtig. 

Auch die Zwischenwand ist nur ein Sichtschutz aus diesen Palmblättern.Zu essen gab es Reis mit verschiedenen Gemüsen und Fisch,das Haus ist 100m vom Meer entfernt, Strand kann man das nicht nennen. Das wäre ein Traumstrand, wenn man die Berge von Seegras und Müll wegräumen würde. Darunter ist wunderbarer Sand.

Das Essen ist nicht umsonst. Sie erwarten nicht weniger, als dass ich ihnen bei der Einreise nach Deutschland und bei der Jobsuche dort helfe. Und für den Nachbarsjungen eine deutsche Frau. Ich schätze die Zahl der Inder, die nach Deutschland kommen wollen, auf eine Milliarde. Wenn ich ihnen das erkläre und die Größe mit Maharashtra vergleiche, verstehen sie es trotzdem nicht. Ich versuche ihnen auch zu erklären, wie viel Geld sie für den Versuch brauchen, und eine Jobsuche ohne Sprachkenntnisse ist völlig aussichtslos. Und die Politik muss auch einverstanden sein. Also mein Fazit: es ist 1000 mal einfacher, dafür zu sorgen und zu arbeiten, dass Indien ein genau so schönes Land wird wie Deutschland.

Diese Familie sind  übrigens Christen. Sie malen sich ein kleines schwarzes Kreuz auf die Stirn. Die Frau hat nicht mit uns gegessen, ich dachte, sie will etwas gegen ihr Übergewicht tun. Aber sie hat dann nach uns alleine gegessen. Während die Männer essen, hat sie keine Zeit, sie muss uns ja bedienen. Sie hat auch eigenständig erkannt, dass ich einen Löffel brauche. 

Ich bin jetzt auf dem Weg nach Osten, auf der langen, spitzen Halbinsel Richtung Sri Lanka. 

In der Mitte etwa, hab ich einen Abstecher nach Norden gemacht, zum Meer. Auch hier das gleiche Bild, niemand kommt auf die Idee, dass man den Strand auch noch anders nutzen könnte, als nur zum Fischen. Dazu müsste man aber erst mal aufräumen. Und Zeit haben sie auch genug, wie geschrieben, es fehlt nur die Idee. 

Mi 07.03. Mandapam (km 7004)

Obwohl klar ist, dass ich von hier aus nicht nach Sri Lanka komme, bin ich doch auf dem Weg nach Rameswaram. Diese Stadt liegt ziemlich weit im Osten auf einer Insel, ist aber über eine Brücke erreichbar. Und kurz vor der Brücke übernachte ich nochmal, wieder bei einem Tempel. Frühstück gibts morgen schon auf der Insel. Die sieht aus wie ein Vogelkopf, Rameswaram ist das Auge und dann zieht sich noch ein 25 km langer Schnabel nach Südosten. Vor 500 Jahren war da noch eine Landbrücke nach Sri Lanka, eigentlich ein untermeerischer Bergrücken, doch der ist weitgehend im Meer versunken. Nur die höchsten Punkte schauen noch als Inseln heraus. Der Rest liegt aber nicht tief unter der Wasseroberfläche, auf Satellitenfotos kann man ihn deutlich erkennen. Diese versunkene Landbrücke heißt Adams Brücke, sie wurde nach einer Legende von Affen erbaut. Vielleicht gehe ich noch bis dorthin.

Von Rameswaram kann ich auch mit dem Zug zurück fahren, das sind etwa 60 km, diese Möglichkeit hat auch mit zu meiner Entscheidung beigetragen, den Umweg zu machen. 

Die Süd Küste ist sauberer, hier haben Wind und Wellen den Sand aufs Land transportiert, im Bereich der Brandung ist es felsig. Aber baden oder schwimmen tun die Inder auch hier nicht. 

Fr 09.03. Rameswaram (km 7079)

Die letzten zwei Tage hatte ich wieder kein Internet. Am Donnerstag bin ich noch bis etwa zur Mitte des Schnabels gekommen. Südlich der Straße war ein Pinienwaldstreifen, frei von Dornen, diese zerstechen dauernd meine Reifen, deshalb versuche ich, sie weitgehend zu vermeiden. Der Wald wächst auf den Sanddünen, aber durch den Nadelniederschlag hat sich darüber schon eine dünne Humusschicht gebildet. Diesen Wald habe ich also durchqert, um zum Strand zu gelangen, ich wollte nach einem Schlafplatz suchen. Dort waren etwa 10 Menschen damit beschäftigt, ein Fischnetz von Hand aus dem Wasser zu ziehen. Obwohl sie sich sehr plagten, ging es nur langsam. Als sie mich sahen, riefen sie mich zu Hilfe. Ohne Zögern ließ ich meinen Anhänger stehen und half. Dies ging bis etwa 22 Uhr so, ich schätze, wir haben 2 km Seil aus dem Wasser gezogen. War sehr anstrengend, für mich jedenfalls. Dann haben sie einfach aufgehört, einen Holzpflock in den Sand geschlagen und daran das Seil befestigt. Ich nehme an, sie wollten morgen früh weiter machen. Keiner konnte ausreichend Englisch, um eine Unterhaltung zu führen. Außerdem war eh keine Zeit dafür. Am Waldrand habe ich dann mein Zelt aufgeschlagen. 

Als ich morgens bei Sonnenaufgang aufbrach, war noch niemand da. Das war genau die Mitte der Distanz zwischen Rameswaram und der Schnabelspitze, exactly 24 km. 



Ein Fischerdorf, die Häuser nur aus Palmblättern. 

Das Ende der Straße, von hier aus kann man die nächste Insel sehen. Sri Lanka ist näher, als Indien, nochmal etwa 25 km. Dass sie es nicht schaffen, hier eine legale Fährverbindung aufzubauen, ist schon geistig armselig. Beide Seiten würden doch von einem Waren- und Menschen Austausch profitieren. Sie sollten es mal mit einer Charmoffensive versuchen, anstatt mit Kriegsrhetorik. 

Dieser Schnabel liegt auch größtenteils unter dem Meer. Der Unterkiefer ist eine etwas breitere Sanddüne, auf der liegt die Straße. Die Oberkiefer ist nur eine sehr schmale, ununterbrochene Düne, ähnlich wie ein Riff. Dazwischen ist überwiegend Wasser. 

Sa 10.03. Madurai (km 7088)

Die Hoffnung, ein Schiff nach Sri Lanka zu finden, habe ich inzwischen aufgegeben. Ich muss nach Madurai, 170 km westlich von hier, von dort gehen täglich Flüge nach Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka. Es widerstrebt mir, zurück zu gehen, ich nehme den Zug. 

Die Fahrkarte nach Madurai kostet sage und schreibe 72 Cent, umgerechnet. 

Die Eisenbahn Brücke zwischen Rameswaram und dem indischen Festland, die "Pamban Bridge", 2 bis 3 km lang, mit Zugbrücke für größere Schiffe, hab ich am Hinweg fotografiert. Pamban heißt der erste Ort auf der Insel. Die Straßen Brücke ist hoch genug für große Schiffe. 


Der Zug war gut voll besetzt aber nicht überfüllt. Die Leute auf der Gepäck Ablage machen das aus Bequemlichkeit, weil sie da liegen können. Fenster und Türen bleiben natürlich offen, man könnte sie auch schließen, tut aber keiner. Abfahrt war pünktlich!  

In Madurai konnte ich sogar noch mein Flugticket nach Sri Lanka besorgen, Abflug morgen Mittag, mit Rückflug 220€.